Dieselfahrer im Visier der EU

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(dpa)

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Der Verfasser dieser Zeilen* steht dem Umweltschutzgedanken durchaus aufgeschlossen gegenüber. Das, was die Europäische Kommission derzeit in Sachen Erhöhung der Dieselsteuern im Schilde führt, ist für ihn aber nur schwer nachvollziehbar.

Wenn diese Bestimmungen Gesetz werden sollten, weil Luxemburg verabsäumt haben sollte, sie in Brüssel mit seinem Veto zu blockieren, würde dies im Großherzogtum zu einer grotesken Entwicklung führen: Besitzer moderner Dieselfahrzeuge , die – weil ihre Autos wenig Treibstoff verbrauchen und ergo wenig Kohlendioxid emittieren – heute mit der CARe-Prämie belohnt werden, sollen in absehbarer Zukunft an der Zapfsäule als Umweltfrevler bestraft werden.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu (Bild: Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

Dies beweist endgültig, dass vieles von dem, was sich EU-Mandarine in Brüssel so ausdenken, um ihrem freudlosen Apparatschik-Dasein wenigstens einen Anschein von Existenzberechtigung zu verleihen, mitunter ganz einfach reichlich unsinnig ist. Aber: Die EU-Kommission ist keineswegs eine anonyme Bürokratendiktatur, die niemandem Rechenschaft schuldig ist, obwohl unzählige Populisten sie als solche darstellen.

Nur wenn Luxemburg auch will!

Das Projekt der Erhöhung der Dieselsteuer kann – weil in dieser Frage Einstimmigkeit erfordert ist – nur Realität werden, wenn die Luxemburger Regierung ihr zustimmt. Wenn also demnächst in Luxemburg diese beknackte Strafsteuer Realität werden sollte, dann nur, weil unsere, die Luxemburger, Regierung sie nicht verhindert hat (möglicherweise wird aber zumindest Berlin dem Unfug Einhalt gebieten).

Das Argument, mit dem die Kommission die Strafsteuer zu verteidigen sucht, ist vom technischen Standpunkt her kompletter Unsinn: Diesel missfällt den Eurokraten, weil seine Energiedichte höher ist, was mehr CO2 per verbrauchter Volumeneinheit bedeutet.

Schön und gut: Aber dafür verfeuern Selbstzünder ja auch ein viel geringeres Treibstoff-Volumen (das ist elementare Physik!).

Ausgewachsene Familienwagen kommen heute schon mit unter 5 Litern auf 100 Kilometern aus: Deren Kohlendioxid-Emissionen sind dementsprechend (im Vergleich zu einem typischen Benziner) relativ gering. Bei konstant 110 km/h und zwei Personen samt Reisegepäck an Bord pichelt etwa ein Skoda Fabia Kombi auf der Autobahn knausrige 4,3 Liter. Durch den mäßigen Verbrauch solcher Sparmobile verringert Europa zudem seine Abhängigkeit von Importen aus politisch zuweilen höchst unstabilen Förderländern.

Für das in den Raffinerien anfallende überschüssige Benzin sind übrigens die US-Amerikaner dankbare Abnehmer.
Natürlich kann es mit Dieseln ein Öko-Problem geben: Fein- und Feinststaub. Aber gerade diese Frage spielt ja in der Argumentation der Kommission keine Rolle.

Et pour cause: Bei modernen Diesel-Fahrzeugen werden diese Partikel (allerdings nur, sobald der Motor warm ist) von einem Filter (ohne den die CARe-Prämie übrigens nicht zu haben ist) weitgehend herausgefiltert.
Die reine Logik gebietet, dass ein und dasselbe Fahrzeug im Hinblick auf ein und dasselbe Kriterium (CO2) nicht gleichzeitig ökophil und ökophob sein kann.

Es liegt also an unserer Regierung, den EU-Mandarinen Hilfestellung zur sinnvollen Möblierung ihres Lebensinhaltes zu leisten, gleichzeitig aber offensichtlichem Schwachsinn Paroli zu bieten, solange es dafür noch nicht zu spät ist.

*Full disclosure: Der Autor ist Besitzer eines Dieselautos, für das die CARe-Prämie der Luxemburger Regierung gewährt wurde.