Diekirch, welche Zukunft?

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Das Kommuniqué wirkt beruhigend, der Name edel: „Saphir Capital Partners“, so hieß es gestern, habe mit der „Brasserie de Luxembourg Mousel Diekirch s.a.“ einen Rahmenvertrag unterschrieben. Dieser regele die Modalitäten einer sog. „Sale and lease back“-Operation der Brauereigebäude in Diekirch (vergl. unseren Beitrag im Wirtschaftsteil dieser Ausgabe).

Das Kommuniqué wirkt beruhigend, der Name edel: „Saphir Capital Partners“, so hieß es gestern, habe mit der „Brasserie de Luxembourg Mousel Diekirch s.a.“ einen Rahmenvertrag unterschrieben. Dieser regele die Modalitäten einer sog. „Sale and lease back“-Operation der Brauereigebäude in Diekirch (vergl. unseren Beitrag im Wirtschaftsteil dieser Ausgabe).

Was bereits länger bekannt war und wohl etwas voreilig von zahlreichen Politikern und anderen Beobachtern des nationalen Biermarktes als Rettung der Diekircher Brauerei interpretiert wurde, nimmt also juristische Form an. Luxemburger Investoren kaufen laut Mitteilung die Gebäude, und der Biergigant AB InBev, Besitzer der „Brasserie de Luxembourg“, wird weiter am Standort Luxemburger Bier produzieren. Die freigewordenen Gelder braucht die Nummer eins auf dem globalen Biermarkt, da sie unlängst auf Einkaufstour war und in verschiedenen Regionen dieser Erde neue Produktionsstätten vereinnahmte. Damit sind die ursprünglichen Pläne zwar vorerst vom Tisch; die Diekircher Brauerei wird nicht gegen den massiven Protest der Bevölkerung geschlossen, die Diekirch- und Mousel-Biere werden nicht in Jupille oder Löwen gebraut (für eingefleischte Bierfreunde eine Horrorvorstellung), das Personal soll laut Pressemitteilung etwaige Änderungen so sozialverträglich wie möglich erleben.

Alles im Lot also? Die Zukunft der Diekircher Brauerei gerettet, die Marken Diekirch und Mousel auch künftig ein fester Bestandteil der Luxemburger Bier- und Braukultur, unsere Minister, die nach einer beeindruckenden Protestveranstaltung vor der Brauerei „auf höchster Ebene interveniert haben“, Helden?

Reorganisation und keine Details

Glaubt man der Pressemitteilung, so beweist „die neue Phase der Kooperation deutlich den Willen und den Einsatz der „Brasserie de Luxembourg“, die Brauaktivitäten langfristig zu erhalten“. Über die Reorganisation, die „sehr bald finalisiert werden“ könne, und die laufenden Gespräche wolle man allerdings keine detaillierten Kommentare abgeben.

Einige Fragen seien trotz aller Begeisterung erlaubt. Will ein Unternehmen, das seine Gebäude und Gelände verkauft, um sie dann zurückzumieten, wirklich langfristig hier weiter produzieren? Merkten die belgischen Biermanager nicht vielmehr nach der Demonstration, dass sie erhebliche Absatzprobleme in Luxemburg bekommen würden, sollte die Produktion ausgelagert werden, und schützen sich so kurzfristig (mittel- oder längerfristige Überlegungen werden in den großen, börsenabhängigen Unternehmen kaum noch geführt) vor Umsatzverlusten?

Wenn die „Brasserie de Luxembourg“ bereits jetzt darauf aufmerksam macht, dass etwaige Änderungen so sozialverträglich wie möglich vorgenommen werden, wie viele Jobs in Produktion, Verkauf, Marketing und Vertrieb werden dann verschwinden?
Wird AB InBev notwendige Investitionen in die Produktionsanlagen tätigen? Denn nur so ist auch künftig ein wirtschaftliches Brauen an dem Standort möglich.

Das Angebot der „Brasserie nationale“ zur Übernahme der Diekircher Brauerei gab wenigstens auf einige dieser Fragen eine Antwort. Auch wenn klar ist, dass Bofferding kein rein humanistisch-kultureller Verein zur Förderung der Luxemburger gambrinologischen Tradition, sondern ebenfalls ein gewinnorientiertes Unternehmen ist, so umfasste das Angebot der Bascharager Brauer doch einige konkrete Garantien, was die Arbeitsplätze betraf, und einleuchtende Synergieperspektiven. Dass Diekirch in dem Fall kein Produkt eines börsen- und quartalsgewinnorientierten Multis mehr wäre, wie AB InBev einer ist, hätte hierbei als sympathischer Kollateraleffekt gewirkt.
Aber wer weiß; noch ist das Geschäft nicht definitiv.


Robert Schneider
rschneider@tageblatt.lu