KommentarDie EU-Kommission wollte im Impfstreit den Frieden in Nordirland aufs Spiel setzen – das sollte Konsequenzen haben

Kommentar / Die EU-Kommission wollte im Impfstreit den Frieden in Nordirland aufs Spiel setzen – das sollte Konsequenzen haben
Die Beispiellosigkeit des Vorgangs erkennt nur, wer über die Verhältnisse auf der Grünen Insel Bescheid weiß – der Friedensprozess in der einstigen Bürgerkriegsregion beruht auf der Offenhaltung der inneririschen Grenze  Foto: AFP/Paul Faith

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Britische Anhänger des europäischen Einigungsgedankens haben schwierige Tage hinter sich. Ausgerechnet zum Jahrestag des von 48 Prozent der Wählerschaft abgelehnten Austritts erweist sich die EU im Impfstreit als unflexibel, bürokratisch und arrogant, zeigt also all jene Eigenschaften, die den Brüsseler Institutionen von ideologischen Brexiteers stets unterstellt wurden. Dass die hastig aufgesetzten Exportkontrollen, in sich selbst ein fataler Schlag gegen Freihandel und internationale Kooperation, ganz nebenbei noch den Frieden in Nordirland aufs Spiel setzten, scheint in der Kommission niemandem aufgefallen zu sein. Erst energischer Einspruch aus Dublin und London machte dem Spuk ein Ende.

Die Beispiellosigkeit des Vorgangs erkennt nur, wer über die Verhältnisse auf der Grünen Insel Bescheid weiß. Die Offenhaltung der inneririschen Grenze galt den EU-Verhandlern stets als oberstes Gebot, und zwar zu Recht: Der Friedensprozess in der einstigen Bürgerkriegsregion beruht darauf. Mit einem Federstrich sollte das Ringen in den Brexit-Verhandlungen der vergangenen vier Jahre zunichtegemacht werden.

Das sollte Konsequenzen haben

Wem es gelingt, die besonders Europa-freundliche Große Koalition in Dublin in ein Bündnis mit Chef-Brexiteer Boris Johnson zu zwingen; wer Partei-übergreifend von irischen Nationalisten bis glühenden Unionisten sämtliche führende Politiker Nordirlands gegen sich aufbringt; wer sich vom Erzbischof von Canterbury ins Stammbuch schreiben lassen muss, das europäische Vorgehen verstoße gegen die Solidarität und damit Grundsätze der christlichen Soziallehre – dem ist eigentlich nicht mehr zu helfen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ihre Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides haben im Streit um den an der Uni Oxford entwickelten, von AstraZeneca (AZ) vertriebenen Impfstoff jedes Maß verloren. Sie verloren das Interesse eines kleinen, aber vom Brexit besonders betroffenen Mitgliedslandes aus den Augen. In Dublin wird nun darüber spekuliert, ob der verheerende Fehler auch passiert wäre, wenn Phil Hogan noch EU-Handelskommissar wäre.

Der erfahrene Europapolitiker und Handelsexperte musste im Sommer seinen Hut nehmen, weil er in seiner Heimat an einem Dinner teilgenommen hatte, das gegen geltende Corona-Einschränkungen verstieß. Im Vergleich zu dieser Lappalie wirkt es wie Hohn, dass von der Leyen und Kyriakides im Amt verharren.

Henry Edward
2. Februar 2021 - 14.31

Konsequenzen? Wieso? Der Artikel 16 ist noch nicht mal vom EU-Parlament akzeptiert worden, rein rechtlich existiert er nicht mal.

Tossen
2. Februar 2021 - 14.29

Die Veterinärkontrollen an den Nordirischen Häfen wurden ausgesetzt, weil die IRA oder die Provos oder wie sie auch immer heute heißen, die Leute da bedroht haben, die wollen nicht ins Knie geschossen werden oder ihre Kinder in die Luft gesprengt bekommen, wegen ein paar Kohlköpfen.

Fernand
1. Februar 2021 - 20.50

Sie meinen die 6 irischen counties eines EU-Migliedslands, die die Briten, ein Drittstaat noch immer besetzt haben?