Der Streit um die Drohnen

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Die unter Präsident Obama in Mode gekommenen „gezielten Tötungen“ mutmaßlicher oder tatsächlicher Terroristen durch den Einsatz unbemannter, ferngesteuerter Flugzeuge (UCAV oder zu deutsch „Kampfdrohnen“) sorgt in der westlichen Welt in letzter Zeit für hitzige Debatten.

Friedensaktivisten erheben sich gegen die „anonyme“ Vernichtung menschlichen Lebens, gegen einen sogenannten „Playstation-Krieg“.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Nun kann man gegen die Drohnen-Einsätze in der Tat einwenden, dass mitunter Menschen umgebracht werden, deren Schuld alles andere als bewiesen ist: Hinrichtungen auf puren Verdacht hin, ohne irgendeine Form rechtsstaatlicher Prozedur. Unsinnig ist es aber, die traditionellen Formen der Kriegsführung mit bemannten Jagdbombern oder gewöhnlichen Kanonen als eine Form von „guter alter Zeit“ zu idealisieren oder zu romantisieren. Ein Soldat, der Tausende Kilometer vom Kriegsschauplatz entfernt eine Rakete auf Leute lenkt, die er als feindliche Kämpfer erkannt haben will, tut dies meist, nachdem er sein Ziel vorher genau – oft über Stunden hinweg – beobachtet hat.

„Anonym“ ist relativ

Die Piloten konventioneller Kampfflugzeuge hingegen dirigieren ihre Bomben oft ganz einfach lasergesteuert, bei Nacht und durch Wolken hindurch auf präzise Koordinaten, die ihnen ihre Leitstelle am Boden (z.B. aufgrund der Daten, die eine Aufklärungsdrohne gesammelt hat) mitgeteilt hat, und bekommen von den Menschen, die sie beschießen, und dem Resultat ihrer Aktionen „live“ überhaupt nichts mit. „Anonymer“ geht’s nun wirklich nicht.

Das Gleiche gilt für konventionelle Artilleristen, die ihre Granaten auf Dutzende Kilometer entfernt gelegene Ziele abfeuern, ohne über die geringste Form von direktem visuellen Kontakt zu ihren „Opfern“ zu verfügen.

Da man Drohnen präziser einsetzen kann als konventionelle Systeme, können sie Waffen mit geringerer Sprengkraft verwenden, was wiederum das Risiko, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, verringert. Drohnen per se sind also keinesfalls grausamere oder barbarischere Waffen als bemannte Flugzeuge oder gewöhnliche Artillerie.

Sie können ganz im Gegenteil sogar eine Kriegführung erleichtern, bei der weniger Blut fließt und weniger Zerstörungen angerichtet werden als bei der Verwendung traditioneller Waffen.

Das große Problem mit den „targeted killings“ ist und bleibt wie schon gesagt ihre Vereinbarkeit mit rechtstaatlichen Normen und den Menschenrechten. Wenn man, wie das in den USA der Fall ist, einen Geheimdienst mit einer eigenen Luftwaffe aufrüstet, läuft man natürlich Gefahr, dass die Schlapphüte bald jeden wegzappen, der das Unglück hat, ihr Schema vom Terroristen zu erfüllen. In dem Fall kann man natürlich recht bald nicht mehr von völkerrechtlich zulässigen Militäreinsätzen reden, sondern vielmehr von staatlich organisierten und finanzierten Mordkampagnen.

Drohnen können im Kampf gegen obskurantistische Massenmörder eine sehr wertvolle und wirksame Waffe darstellen. Ihre Verwendung muss indes mit großer Vorsicht und unter politischer Kontrolle erfolgen. Denn sonst machen sich die vorgeblichen Verteidiger von Democracy & Freedom schnell mal selbst zu Terroristen.