Der Sprung

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Die Volksrepublik China feierte gestern mit viel Pomp ihr 60. Gründungsjahr. Kitschig, mag man in Europa sagen. /LUCIEN MONTEBRUSCO

lmontebrusco@tageblatt.lu 
 
Doch für das Selbstwertgefühl eines Landes nach den Olympischen Spielen 2008 eine weitere willkommene Gelegenheit, sich und der Welt zu zeigen, dass man wer ist. Gegenstandslos ist diese Demonstration des Erfolgs und der Macht nicht. Das Land schaffte in wenigen Jahrzehnten den Sprung aus dem Mittelalter in die Moderne. Auch wenn heute in weiten Teilen Chinas noch feudale Verhältnisse vorherrschen, wohin die vermeintlichen Wohltaten der Zivilisation, der westlichen, noch nicht vorgedrungen sind.
Nun mag man den Umgang der chinesischen Führung mit den Menschenrechten westlicher Lesart kritisieren und verurteilen. Oftmals zu Recht. Doch welche Glaubwürdigkeit haben jene Kritiker, die vor einigen Jahrzehnten noch das südafrikanische Apartheid-Regime als Bastion gegen die Rote Gefahr verteidigten und den Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Chiles 1973 begrüßten? Seltsam verstummt sind die Stimmen, die die Olympiade in China boykottieren wollten. Heute blicken Wirtschaftsexperten hoffnungsvoll auf China, um den wirtschaftlichen Karren zu ziehen, den die Altmeister des Kapitalismus in den Dreck gefahren haben.