Das Showgeschäft

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Mit dem Pokalfinale im Basketball fand am Samstagabend der Saison-Höhepunkt der Hallensportarten statt. Und auch wenn die Zuschauer-Resonanz weiter rückläufig zu sein scheint, so erfreut sich der Showdown in der großen Arena der Coque weiter großer Beliebtheit.
Was freilich weniger an der Qualität des Gebotenen liegt (immerhin war das diesjährige Finale spannend bis zum allerletzten Wurf), sondern vielmehr an einem meist gelungenen Mix aus Sport und Show-Elementen. Das Basket-Finale ist demnach nicht nur ein sportliches Duell um einen Pokal, sondern ein Sportevent nach US-amerikanischem Muster mit Nationalhymne, Cheerleaders und spektakulärer Pausen-Unterhaltung.

Ähnliches ist man inzwischen auch aus dem europäischen Profifußball gewohnt. Musikeinspielungen nach Toren, allerlei Firlefanz vor dem Spiel und in der Halbzeit – der Sport allein scheint nicht mehr zu reichen. Er ist nicht bunt und laut genug.

Beispiele wie diese gibt es zuhauf.
Bei Box-Übertragungen im TV dauert die Vorberichterstattung mitsamt dem Einmarsch der „Gladiatoren“ inzwischen länger als der Kampf. Der Grund hierfür liegt auf der Hand. Die Fernsehsender müssen Werbung unterbringen, also Geld verdienen. Und da ein Boxkampf nach wenigen Sekunden zu Ende sein kann, müssen die Reklameblöcke schon vorher abgearbeitet sein.

Keine Grenzen

In Sachen Rahmenprogramm gibt es keine Grenzen. Da werden bei Tennisturnieren Mannequins als Ballmädchen eingesetzt. Nett anzusehen. Auch in Luxemburg ist Tennis ein gutes Beispiel, dass es beim Sport nicht nur um Sport geht. Während 2005 ein gut, aber nicht top besetztes ATP-Challenger-Turnier quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, erfreuen sich die Show-Matches der alternden Ex-Cracks allergrößter Beliebtheit.

Und dann gibt es noch die Sportarten, in denen der Wettkampf immer spektakulärer inszeniert wird, um die Zuschauer – und demnach auch die Fernsehsender und schlussendlich die Sponsoren – bei der Stange zu halten. Nicht erst nach dem schweren Sturz des Österreichers Hans Grugger in Kitzbühel ist die Debatte über immer schwierigere Pisten im alpinen Ski-Rennsport neu entbrannt. In trauriger Erinnerung bleibt auch der Tod des georgischen Rodlers einen Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Die Planer hatten die Eisbahn so schwierig konzipiert, dass die Rennen für den Zuschauer zwar spektakulär waren, jedoch die schwächeren Sportler hoffnungslos überfordert wurden.

Höher, schneller, weiter, spektakulärer, bunter, lauter … und milliardenschwer: Sport und Show sind im 21. Jahrhundert genauso untrennbar miteinander verbunden wie Sport und Kommerz.

In Anbetracht der daraus resultierenden und zum Teil oben beschriebenen Auswüchse ist das durchaus bedenklich. Genauso bedenklich wäre aber auch, wenn Jugendliche Sport lediglich mit Unterhaltung gleichsetzen würden. Und nicht mit Werten wie Fair Play, Teamgeist, Leistung und Freude.