Das letzte Mal

Das letzte Mal

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Regierung will Weihnachten abschaffen. Seit dem 20. Oktober scheint wirklich nichts mehr, wie es war. Nicht mal mehr die Kerzen und Kugeln am Weihnachtsbaum.

Ab nächstem Jahr soll Schluss sein. Schluss mit dem „O du fröhliche, o du selige“-Geträller, Schluss mit dem Weihnachtskipferl-Wettbacken, Schluss mit dem obligatorischen Schenken und Beschenkt-Werden.
Trennung von Kirche und Staat? Gleichberechtigung der Religionsgemeinschaften? Na, wenn schon, dann richtig. Und da es sich schließlich weder ökonomisch noch organisatorisch und schon gar nicht politisch durchsetzen lassen dürfte, auch am Geburtstag des Propheten Mohammed, an der Geburt Buddhas, am Ehrentag der Wohlstandsgöttin Lakshmi und an Jom Kippur ein ähnliches öffentliches Tohuwabohu zu veranstalten wie an Weihnachten, wird konsequenterweise alles Religiöse, egal ob christlich, muslimisch, buddhistisch, hinduistisch oder jüdisch, ins Privatleben verbannt. Ebenso wie das Tedeum und der Religionsunterricht hat ab nächstem Jahr auch dieses rührselige Christfest nichts mehr im öffentlichen Leben zu suchen.
Natürlich polarisieren solche Verkündungen. Einige sind erleichtert und malen drei Kreuze an die Wand: Vorbei mit den bereits Ende Juli beim Anblick der ersten Lebkuchenhäuser einsetzenden Jahresend-Depressionen, vorbei mit den kompensatorischen, gargantuesken Fressgelagen en famille, die man dann bei jedem Versuch, den Knopf der Jeans zu schließen, bis weit in den Mai hinein bereut. Und vorbei mit dem Märchen vom kleinen Jesulein, das auf die Erde kam, damals vor über 2.000 Jahren in Bethlehem, um uns zu befreien. Ein Baby als Befreier? Jeder kann sich nur selbst befreien, aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Die Zeit ist reif. Im Dezember 2013.

Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu

Küsschen-Runden in der Chamber

Die neue Regierung ist nicht dumm. Sie weiß, dass sie gesellschaftspolitische Erneuerungen nur über den Weg eines Reformprozesses herbeiführen kann. Und sie weiß auch, dass sie breite Unterstützung im Wahlvolk finden muss, damit fortschrittliche Reformen erfolgreich sein können. Daran hapert es beim Abschaffen von Weihnachten noch ein wenig. Denn natürlich gibt es auch Widerstand.
Besonders laut auch aus den eigenen Regierungsreihen, aus der liberalen Ecke, von jenen, die Weihnachten nicht unbedingt aus religiöser, sondern vielmehr aus kommerzieller Sicht interessant finden. Schnell haben sie sich zusammengetan, die Spielzeugverkäufer, Juweliere, Metzger und Bäcker. Sie schreien im Chor: Kaufkraft! Kaufkraft! Denn während vor der Abschaffung von Allerheiligen und somit auch von Mantelsonndeg „nur“ die Mantelverkäufer Angst haben, fürchtet sich vor der Abschaffung von Weihnachten der gesamte Handel.
Gerade Reformen, die sich an das Wertegefüge einer Gesellschaft heranwagen, müssen auf einer Vision fußen und als zusammenhängendes Zukunftsprojekt ausgearbeitet sein. Das weiß die Regierung. Deshalb hat sie sich einen besonderen Clou ausgedacht: Weihnachten wird abgeschafft. Aber das Fest der Liebe bleibt. Unsere Politiker wollen alle ihre Kräfte bündeln, um die Liebe als reformierten, also wiederhergestellten Wert in der Luxemburger Gesellschaft zu etablieren. Deshalb sind die vielen Küsschen-Runden in der Chamber auch nicht etwa als vorgespielte Einigkeit zwischen Koalitionspartnern zu deuten, sondern vielmehr als klares Bekenntnis zu einem Regierungsprogramm.
Einem Regierungsprogramm, das die Liebe als unantastbaren Grundwert in den Mittelpunkt stellt. Kann es eine schönere Vision für unsere Zukunft geben? An diesem besonderen 24. Dezember 2013? Fröhliches Fest der Liebe!