Das Büro am Strand

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Halb Luxemburg macht sich in diesen Tagen auf den Weg in den Urlaub. Die Sonne, das Meer und die Berge rufen seit langem. Endlich Pause, endlich abschalten, endlich in der Familie oder mit Freunden abhängen, endlich mal den Alltag vergessen und das tun, was einem gerade in den Kram passt.

Wer nun glaubt, Faulenzen sei schlecht für Körper und Geist, der liegt falsch. Denn in den nächsten Wochen passiert im Gehirn mehr, als man sich vorstellen kann. Und zwar genau dann, wenn man am allerwenigsten tut. Das Gehirn räumt in der freien Zeit nämlich richtig auf. Wer seinem Gehirn eine Pause gönnt, ordnet all die Dinge, die den ganzen Tag auf uns einprasseln.

Dass unser Gehirn beim Abhängen sehr geschäftig ist, haben Wissenschaftler vor zehn Jahren übrigens durch Zufall herausgefunden. Der US-amerikanische Hirnforscher Marcus Raichle hatte sich damals Freiwillige in sein Labor eingeladen, um ihre Hirnaktivität zu messen, während sie zum Beispiel Aufgaben lösen sollten. Raichle wollte wissen, welche Teile des Gehirns dann arbeiten – das erkennt man daran, welche Hirnregion besonders stark durchblutet wird. Zunächst sollten die Freiwilligen an gar nichts denken. Raichle ging davon aus, dass im Hirn dann nicht viel passiert. Aber von wegen, da geschah eine Menge.

Chillen macht schlau

Manfred Spitzer, Gehirnforscher an der Universitätsklinik in Ulm, sagt: „Abhängen macht sogar schlau. Immer dann nämlich, wenn man an nichts denkt oder nichts tut, macht das Gehirn sich fit, um mehr leisten zu können. Das bedeutet zugleich, dass, wenn wir zu viel tun, unser Gehirn zwar funktioniert, logisch, allerdings nicht optimal. Und: Wenn wir uns gelangweilt fühlen, arbeiten im Gehirn auch Bereiche, die für Kreativität und Intelligenz zuständig sind.“

Viele großartige Erfindungen sind so entstanden, und nicht etwa, weil irgendein Forscher stundenlang in seinem Labor oder Büro vor sich hin brütete. Dem Chemiker Friedrich Kekulé ist die lange gesuchte Formel für eine chemische Verbindung im Schlaf eingefallen. Und dem berühmten französischen Philosophen René Descartes kamen die besten Einfälle morgens, wenn er noch halb verschlafen im Bett lag.

Doch wie wichtig das Abhängen, das Abschalten ist, erkennen heutzutage leider nur noch die wenigsten.
Handy, Smartphone, Tablet oder Netbook gehören für viele Menschen zum üblichen Reisegepäck. Inzwischen haben wir alle Funktionen, die man im Büro hat, auch privat – wie ständige Erreichbarkeit per Telefon und per E-Mail.

Viele Menschen verwenden ihre Allround-Handys sowohl für private als auch für berufliche Zwecke. Sie haben dadurch auch selbst das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen.

Diese Entwicklung führt dazu, dass man in der Freizeit schlecht abschalten kann und gedanklich immer noch in beruflichen Fragestellungen verhaftet ist. Wenn die Regenerationsphasen in der Freizeit und Urlaubszeit nicht mehr gegeben sind, besteht – und dies unterschreibt jeder Mediziner – die Gefahr, dass Formen von stressbedingten Krankheiten zunehmen, so zum Beispiel Bluthochdruck, Burnout oder Depressionen. Es sind auch Formen von Suchtverhalten zu erkennen.
Zum Nachdenken!
Trotzdem … schöne Ferien!