Bonjour!

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Im Restaurant an der Ecke: Ein etwas älterer Herr nimmt am Nebentisch einen Anruf auf seinem Mobiltelefon an. Das auf stumm gestellte Gerät hatte vibriert.

Er blickte aufs Gerät, bat seine Begleiterin um Entschuldigung und nahm den Anruf mit mittellauter, eher leiser Stimme an. Der Anruf dauerte vielleicht 30 Sekunden, dann legte er auf und ließ das Gerät schnell in der Tasche verschwinden.

Roger Infalt rinfalt@tageblatt.lu

Es gibt aber auch andere Beispiele: Eine junge Dame unterhält den ganzen Zugwaggon mit ihrem Telefonat. Ihre überlaute, schrille Stimme ist nicht zu überhören: „Mir hu gëschter Owend gegrillt an dobäi uerdentlech
opgeschott. Dat war mega-gäil …“

Ist es nur eine Meinung, dass die Umgangsformen heute anders sind als noch vor zehn Jahren? Die Schere zwischen dezent und aufdringlich, höflich und rücksichtslos, stilvoll und arrogant geht zunehmend auseinander, oder?

Was gibt es Schlimmeres?

Anderes Beispiel: Betritt man in Luxemburg ein Geschäft, hört man kaum noch ein freundliches, einladendes „Bonjour“. Wenn überhaupt was kommt, dann ein eher gezwungenes „Moi’n“, „Salut“ oder etwas Ähnliches. „Jo?“, „Oui?“ ist scheinbar die Abkürzung für „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, ein kurzes „Nee“ oder nur Kopfschütteln steht für „Tut mir leid, diese Größe führen wir nicht“ oder „Dieses Produkt ist leider nicht mehr vorrätig“.

Weiteres Beispiel: Was gibt es Schlimmeres als z.B. eine Stimme am Empfang eines Unternehmens, die einem bereits im ersten ausgesprochenen Satz zu verstehen gibt, dass man eigentlich besser daran getan hätte, nicht anzurufen? Mit einem einzigen Satz ist die Visitenkarte des Unternehmens zerstört.

Weitere negative Beispiele findet man alltäglich im Straßenverkehr, in Amtsstuben, in Arztpraxen, in Kliniken, beim Bäcker um die Ecke, im Supermarkt, in den Schulen usw., usf.

Gute Manieren bedeuten nichts anderes als Rücksichtnahme auf die einen umgebenden Menschen. Und zwar nicht nur Rücksichtnahme auf fremde Menschen, sondern auch innerhalb der Familie, bei Freunden, den Schul- oder Arbeitskollegen usw. Ein respektvoller Umgang wirkt sich angenehm aus: Andere Menschen sind offener und freundlicher und auch eher bereit, auf einen selbst einzugehen.

Diese Regeln lernt man aber nicht in der Schule, sondern hier müssten die Lehrer schon Eltern heißen. Jeder Jugendliche, jeder Erwachsene zeigt die Manieren, die er zu Hause gelernt hat.

Dabei sollten die Eltern doch wissen, dass neben der positiven Atmosphäre, die durch einen höflichen Umgang miteinander geschaffen wird, Höflichkeit auch Sicherheit gibt. Mit den wichtigsten Regeln lernen Kinder, in ungewohnten und neuen Situationen automatisch das richtige Verhalten an den Tag zu legen.

Das wird ihnen im späteren Erwachsenenleben sicherlich nützen.