Bankenveränderung

Bankenveränderung

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Und was wäre, wenn der Bankenplatz schon in zwei Jahren völlig anders aussähe als heute? Was wäre, wenn viele Banken sich vom Back-Office-Bereich völlig getrennt hätten?

Helmut Wyrwich

hwyrwich@tageblatt.lu 

Und was wäre, wenn der Bankenplatz schon in zwei Jahren völlig anders aussähe als heute? Was wäre, wenn viele Banken sich vom Back-Office-Bereich völlig getrennt hätten? Es wäre eine völlig andere Landschaft, in der sich die Kollektivverträge für den Bankenbereich gänzlich anders gestalten würden, weil viele Angestellte dann zwar noch für Banken arbeiten würden, aber nicht mehr Mitarbeiter der Banken wären.

Der Vorsitzende der Aleba fragt im Editorial der jüngsten Ausgabe der Mitgliederzeitschrift nachdenklich, wie weit man noch den Back-Office-Bereich, sprich Abwicklung und Informatik, ausdünnen könne, wenn dort immer wieder abgebaut würde.

Möglicherweise wird dieser Bereich in einer ungeahnten Weise noch ausgedünnt werden. Luxemburgs Banken nämlich teilen sich längst in die auf, die Schalterbanken sind, und in die, die sich mit Private Banking, mit Wealth Management oder mit Interbanking beschäftigen.

Genau diese Banken aber lagern seit geraumer Zeit schon ihre Informatik aus, denken darüber nach, wie man immer wiederkehrende Aufgaben rationalisieren kann und wie man in diesen Bereichen durch eine Auslagerung neue Effekte erzielen kann.

Einer dieser Effekte kann sein, dass mehrere Banken zusammen einen Abwicklungspool in der Art von Clearstream entwickeln. Möglich ist, dass es einen Pool zur Betreuung von Personal gibt, der die Gehaltsabrechnung für mehrere Banken, die Urlaube, Teilzeitarbeit etc. berechnet. Es gibt heute schon Banken in Luxemburg, die dies für andere Banken anbieten und durchführen. Diese Pools würden als Plattformen arbeiten, wie dies bereits in der Fondsverwaltung etwa bei EFA oder beim Wertpapierclearing der Clearstream geschieht.

Wer glaubt, dass dies eine weit entfernte Vision sei, täuscht sich. Die Überlegungen gibt es und sie sind weit gediehen. Solche Plattformen wären als Finanzdienstleister anzusehen, die nicht mehr in den Banken-Kollektivvertrag fallen.

Was wäre, wenn eine Bank, die sich nur noch mit Private Banking beschäftigt, und alles andere ausgegliedert hat, dann ihren Mitarbeitern Einzelverträge anbietet, die nicht mehr unter den Kollektivvertrag fallen?

Auf die Gewerkschaften kommen Herausforderungen zu, die derzeit noch nicht abzusehen sind. Sie werden im Dienstleistungsbereich völlig neu denken müssen und im Bankenland Luxemburg je nach Bankenart zu völlig neuen und innovativen Lösungen im Gespräch mit der Finanzwelt kommen müssen. Die Zeit eines einheitlichen Kollektivvertrages könnte sehr bald vorbei sein.

Das Problem wird sein, dass die 200 oder 300 Mitarbeiter des mutualisierten Back Office dann Mitarbeiter von Dienstleistungsfirmen sein werden und nicht mehr unter einen BankenKollektivvertrag fallen. Ganz abgesehen davon, dass der Abbau von Arbeitsplätzen im Back-Office-Bereich nicht unerheblich sein würde.

Die Wandlungen auf dem Bankenplatz erfolgen nicht dadurch, dass es mehr oder weniger Banken geben wird. Aber sie wird erfolgen durch Konzentration von Bankgeschäften und durch Konzentration von Arbeiten des Bankgewerbes.
Hier wird Fantasie von den Gewerkschaften zu erwarten sein.