Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen
(dpa)

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Wie wenig Formel 1 mit Sport zu tun hat, wurde einmal mehr in der vergangenen Woche deutlich, als die Regeländerungen für 2014 verkündet wurden.

Vor dem Hintergrund einer der langweiligsten Saisons aller Zeiten beschloss der Automobilweltverband FIA, dass es in Zukunft beim letzten Saisonrennen doppelte Punktzahlen geben soll.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Was bedeutet, dass beim Abschluss-Grand-Prix 50 Punkte Rückstand noch aufzuholen wären. Damit soll verhindert werden, dass wie in diesem Jahr ein Fahrer schon lange vor dem Saisonende als Weltmeister feststeht. Die Kehrseite der Medaille: Die Ergebnisse eines ganzen Jahres können in nur einem Rennen ad absurdum geführt werden.

Um die Tragweite der Entscheidung zu verdeutlichen, rechnete das kicker-Sportmagazin nach und fand heraus, dass zehn WM-Entscheidungen seit der Schaffung der Formel 1 im Jahr 1950 mit einer solchen Regelung anders ausgefallen wären. Der titellose Stirling Moss wäre gleich zweimal Weltmeister geworden, Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher dagegen einmal weniger gekrönt worden.

Millionenspiel

Gerard Lopez’ Lotus-Team reagierte mit schwarzem Humor auf die Pläne der FIA und stellte seine eigenen Regeländerungsvorschläge ins Netz: „Jeder Fahrer, der einen Grand Prix auf zwei Reifen zu Ende fährt, bekommt die doppelte Punktzahl“, heißt es da, oder aber: „Jeder Fahrer, der Sebastian Vettel schlägt, bekommt einen Doppelten an der Bar.“ Unser Favorit ist aber Vorschlag Nummer eins: „Alle Fahrer mit einem Hund namens ‚Roscoe‘ müssen von hinten starten. Aber nur an geraden Kalendertagen. Gilt nicht im April.“
Roscoe, diese Zeit zur Erklärung muss sein, ist nicht nur eine dieser hässlich-schönen, tiefergelegten englischen Bulldoggen, sondern gleichzeitig auch der erste Vierbeiner, der eine offizielle Akkreditierung samt Foto für das Allerheiligste der Formel 1, das Fahrerlager, erhielt. Sein Herrchen hört im Übrigen auf den Namen Lewis Hamilton.

Fazit: Tierisch ernst nehmen sollte man die Formel 1 momentan nicht. Als Sportart definierbar ist der Motorsport eh nicht, denn es ist weniger das fahrerische Können als vielmehr die Technik, die über Sieg und Niederlage entscheidet. Und wer Technik sagt, der meint im Millionenspiel Formel 1 Geld. Wer am meisten davon hat, fährt in der Regel vorneweg.

Vielen Teams steht in der Königsklasse des Autosports allerdings das Wasser bis zum Hals, auch der Lotus-Mannschaft. Zwischen 100 und 300 Millionen Dollar beträgt ein Formel-1-Saisonbudget, mit Ausreißern sowohl nach oben (Ferrari) als auch nach unten (Marussia). In Zeiten der Wirtschaftskrise fehlen die Sponsoren, um die enormen Kosten zu decken. Und alle Bemühungen von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (der dank der Formel 1 ein Privatvermögen von geschätzten drei Milliarden Euro anhäufte), auf die Kostenbremse zu treten, scheinen fruchtlos.

Da auch den Fans das Geld fehlt, um weiter geschröpft zu werden, sieht es schlecht aus um die Königsklasse. Was nicht unbedingt eine schlechte Nachricht ist, denn als reine Geldvernichtungs-Veranstaltung hat die Formel 1 zurzeit ohnehin keine Daseinsberechtigung. Und als Sportart taugt sie wie bereits erwähnt auch nicht. Was Roscoe wohl davon hält, wenn die Formel 1 weiter so vor die Hunde geht?