/ Alt werden? Nein danke!
Der demografische Wandel und die älter werdende Gesellschaft stellen viele Bereiche vor neue Herausforderungen. So auch – und vor allem – das Gesundheitswesen, das zahlreiche Anpassungsleistungen erbringen muss, um die organisatorischen und strukturellen Herausforderungen zu meistern.
Jetzt glauben vielleicht viele unter uns, das sei doch aber selbstverständlich, doch Besuche in Kliniken, in Arztpraxen, in Heimen und weiteren medizinischen und paramedizinischen Einrichtungen geben Aufschluss darüber, dass dem längst nicht so ist.
Nur ein Beispiel von vielen: Ein Mann kommt mit einer fast 92-jährigen Oma vom Arzt und schon wieder läuft ihm die Galle fast über: Er hatte zum Arzt gesagt, bitte sprechen Sie laut und deutlich und schauen Sie meine Oma an, denn sie ist schwerhörig! Der Arzt schaute aus dem Fenster, murmelte sich was in den Bart und Oma hat keinen Ton verstanden.
So nicht!
Gut! Der Mann hat der Oma dann gesagt, was er von den Aussagen des Arztes in Erinnerung behalten hat. Die beiden mussten noch eine Weile warten, dann schnarrte eine Stimme aus dem Lautsprecher: Frau Soundso. Der Mann dachte, das klingt doch irgendwie wie Soundso, aber frag noch mal nach.
Er geht zur Anmeldung, fragt nach und kriegt als Antwort: „Zackzack, wir haben hier nicht den ganzen Tag Zeit. Sie halten hier den ganzen Betrieb auf.“ Da wird der Mann echt sauer und sagt nur noch: „Die Oma ist zwar alt, aber nicht blöd und ich verbitte mir diesen Ton ihr und anderen älteren Menschen gegenüber – schließlich werden wir auch mal alt und wollen nicht so behandelt werden.“
Der Mann wird von der Tippse gegenüber nur belächelt … und damit hat es sich.
Das Leben ist ein unaufhörlicher Prozess von Veränderungen. Auch Alterungsprozesse gehören zum Leben. Alt sein ist keine Krankheit, sondern ein besonderer Lebensabschnitt, in den jeder Mensch ganz allmählich hineinwächst.
Nicht nur die Lachfalten und die grauen Haare zeigen, dass Körper und Geist sich verändern. Atmung, Verdauung, Immunsystem, Sinnesorgane, Schlafverhalten und viele andere Bereiche des menschlichen Organismus verändern sich ebenfalls. Das macht den Körper nicht automatisch krank, aber er ist anfälliger für bestimmte Krankheiten, die besonders in höherem Alter auftreten.
Doch: Das Alter hat nicht nur Auswirkungen auf den Körper und die Psyche. Viele Bereiche des täglichen Lebens müssen den veränderten Bedingungen angepasst werden. Ob auf Reisen, beim Besuch von Freunden, beim Einkaufsbummel oder bei ärztlich verordneten Therapien – das Altern erfordert für jeden individuelle Anpassungen.
Dies zu begreifen scheint für viele jüngere Mitmenschen (fast) ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, denn wie ist es sonst zu verstehen, dass oft, viel zu oft, ältere Mitmenschen als störend, als nervend bezeichnet und auch dementsprechend behandelt werden?
Roger Infalt
rinfalt@tageblatt.lu
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