Afrika, warum nicht?

Afrika, warum nicht?
(AFP)

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Es ist schon beeindruckend, wie viele Staatschefs heute zum Abschied von Nelson Mandela angereist sind. Allen war er Vorbild, sagen sie, allen war er Hoffnungsträger. So wie für Millionen Menschen in der ganzen Welt.

Nelson Mandela steht für die Hoffnung, dass mit Ausdauer und starkem Willen Dinge zu bewegen sind.

Serge Kennerknecht skennerknecht@tageblatt.lu

Die Hoffnung, dass Übergänge friedlich geschehen können, auch wenn man nicht vergessen sollte, dass Mandela Chef des bewaffneten Arms einer ACN war und der ganze Kampf gegen die Apartheid letztendlich viel Blut gekostet hat. Mandela war kein Träumer. Er machte sich keine Illusionen darüber, dass es noch lange dauern würde, bis wirkliche Gleichheit herrschen würde in seiner Nation, über Wahlrecht und Auflösung der Apartheid hinaus.

Aber er hat den Anfang gemacht und ein Zeichen gesetzt. Für sein Land, für seinen ganzen Kontinent. Ein Zeichen, dass irgendwann einmal Schluss sein muss mit gegenseitigem Misstrauen, mit sich immer wiederholendem Streit um immer die gleichen Dinge. Mandela wusste, dass Afrika eine Zukunft hat, auch wenn sie für viele kaum greifbar scheint. Eine Milliarde Menschen wohnen gegenüber von Gibraltar.

Menschen mit Hoffnungen und Wünschen, die grundlegend von unseren nicht so verschieden sind: ein Leben in Sicherheit und Würde, persönliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten, eine Zukunft für die kommenden Generationen. Afrika ist auf dem Weg in diese Richtung, wenngleich man das angesichts der jüngsten Ereignisse wie in Mali und der Zentralafrikanischen Republik, wo Frankreich einmal mehr Feuerwehr spielen muss, anders sehen könnte.

Eine Milliarde Menschen

Afrika steigert sein Wirtschaftswachstum jährlich um 5%, einige Länder liegen bei 10%.
Relativiert ihre Berechnungsgrundlage diese Zahlen, so zeigen diese doch einen Trend. In Afrika gilt als Mittelständler, wer 3.000 Dollar Jahreseinkommen hat. Deren Zahl soll bis 2015 von aktuellen 65 auf 100 Millionen steigen, laut Berechnungen der 54 Länder zählenden Afrikanischen Union, die von Nkosazana Dlamini-Zuma präsidiert wird, der früheren Frau des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma (die erste Frau und zudem die erste englischsprachige Führung an der Spitze der AU, die bislang von frankophonen Präsidenten geleitet wurde).

Dass dabei der innerafrikanische Handel nur 10% des gesamten Handelsvolumens ausmacht (Europa: 80%), zeigt, wie sehr Afrika vom Export seiner Bodenschätze außerhalb des Kontinents abhängig ist. Wenn dann zusätzlich die Wertschöpfung außerhalb Afrikas erfolgt – immer mehr in Schwellenländern, allen voran China –, bleibt man arm, trotz enormen Reichtums. Und wird in der Folge dementsprechend auch kaum ernst genommen. Etwa bei der Klimadiskussion. So ist Afrika für nur drei Prozent der Treibhausgase verantwortlich, leidet als Kontinent jedoch am meisten unter dem Klimawandel, wie Tansanias Präsident Jakaya Kikwete am Wochenende auf dem französisch-afrikanischen Gipfel in Paris anführte.

Wirkliches Interesse für die afrikanischen Belange, über die Bodenschätze hinaus, zeigt neben der Afrikanischen Union zurzeit eigentlich nur Frankreichs Präsident François Hollande, der nicht zögert, einzugreifen, wo Eingreifen sinnvoll ist. Und für eine spezielle afrikanische und von Afrika geleitete Einsatztruppe plädiert, die in zwei Jahren stehen soll. Damit Afrika seine Sicherheitsprobleme aus eigener Kraft lösen kann. Wichtig, denn über 70% der sicherheitspolitischen Dossiers weltweit sind afrikanische.

Gleichzeitig sprach sich der Pariser Gipfel für die Förderung von Innovation und neuen Technologien vor Ort aus. Frankreich hat in den letzten zehn Jahren 10% seiner Marktanteile in Afrika zugunsten der oben genannten Schwellenländer verloren. Jetzt soll der Handelsaustausch binnen fünf Jahren verdoppelt werden.

Eigeninteressen sind also im Spiel, durchaus. Und das sollten sie auch. Auch für die Europäische Union. Denn Afrika bietet Wachstumspotenzial.

Wenn es Afrika dann wirklich gelingt, für afrikanische Probleme afrikanische Lösungen herbeizuführen, so wie es die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane in Paris gefordert und Nelson Mandela in seinem Land einer staunenden Welt vorgemacht hat, wird es eines Tages heißen: Afrika, warum nicht?