KlangweltenThe Cure des Goth-Punk

Klangwelten / The Cure des Goth-Punk

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Nach der EP „The Missing Man“, auf der sich AFI (kurz für: A Fire Inside) teilweise auf den treibenden Hardcore ihres Frühwerks zurückbesannen, treibt „Bodies“ jetzt das, was die Band auf dem Vorgänger „AFI (The Blood Album)“ (2017) mit Songs wie „Aurelia“ bereits angedeutet hat, auf die Spitze: Sie will The Cure des Goth-Punk werden.

Nachdem die Band um Sänger Davey Havok drei eher klassische Hardcore-Punk-Platten veröffentlicht hatte, schrieben die Kalifornier das Goth-Punk-Meisterwerk „Sing The Sorrow“ (2003), das mit Elektroelementen, komplexerem Songwriting und einer ausgewogenen Mischung aus spannenden Melodien und wütendem Gekeife punktete. Mit „Decemberunderground“ (2006) landete das Quartett im Mainstream, das folgende „Crash Love“ (2009) führte diese Tendenz weiter, bevor man sich mit dem düsteren „Burials“ (2013) wieder weniger gut gelaunt und konsensbereit zeigte.

Auf „Bodies“ klingt Davey Havok mehr denn je nach Robert Smith, „Death Of The Party“ ist mit seinen 80er-Jahre-Synthies und dem treibenden Bass eine klare Verneigung vor The Cure, viele andere Tracks setzen auf Post-Punk und The-Cure- oder gar Depeche-Mode-Anleihen (siehe die dunkle Mid-Album-Ballade „Back From The Flesh“). Beim Opener „Twisted Tongues“ türmen sich Jade Pugets Gitarren aufeinander und münden in einen perfekten Refrain, während Schlagzeuger Adam Carson die stürmische Katharsis der Gitarren begleitet. „Far Too Near“ ist ähnlich toll und erinnert an „Aurelia“ vom Vorgänger, „Dulceria“ nimmt das Tempo heraus, die Synthie-Pop-Ballade besticht dennoch durch spannende Instrumentierung und Havoks Gesang. „Begging for Trouble“ dekliniert den Post-Punk von „Far Too Near“ mit angezogener Geschwindigkeit und AFI-Hymnen-Refrain, „No Eyes“ ist Alternative Punk, der an „Sing The Sorrow“ erinnert.

Leider kann die Platte das hohe Niveau dieser Tracks nicht ständig halten, interessanterweise sind es genau die Songs, die vom Post-Punk abweichen und auf klassischeren Punk setzen, von denen am wenigsten hängenbleibt: „On Your Back“ fehlt es an stringenten Momenten und auch der rotzige Punk-Disco-Versuch „Escape From Los Angeles“ ist etwas zu vorhersehbar. Trotzdem: So stimmig, abwechslungsreich und zeitgleich kohärent klang AFI schon lange nicht mehr. (Jeff Schinker)

Bewertung: 8/10
Anspieltipps: Twisted Tongues, Far Too Near, Death Of The Party