Pferdestärke statt Maschinenkraft

Pferdestärke statt Maschinenkraft
Pferdestärken statt Maschinenkraft im Wald. Fotos: Editpress/Isabella Finzi

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Es ist wie eine Zeitreise ins vorherige Jahrhundert: Forstwirt und Pferdeführer Peter Kraus hält zwei Leinen in der Hand, ruft „hot“ und Sepp zieht einen dicken Baumstamm an einer Kette über den Waldboden. Sepp ist ein rund 900 Kilogramm schwerer Ardenner-Wallach, der im Echternacher Forst bei der Waldarbeit hilft. „Wir arbeiten fast jeden Tag mit den Pferden im Wald, nur bei großer Hitze oder Glatteis lassen wir die Tiere im Stall“, erklärt der Echternacher Revierförster Tom Müller. Diese Art der Forstarbeit wird mittlerweile auch staatlich subventioniert. Diese Art der Forstarbeit wird mittlerweile auch staatlich subventioniert, es gibt seit dem 12. Mai diesen Jahres 16 Euro pro Festmeter gerücktes Holz.

Was nach Nostalgie klingt, liegt im Trend und ist in vielerlei Hinsicht äußerst nützlich. Denn werden Pferdestärken statt Motoren beim Rücken von Baumstämmen genutzt, trägt dies zum Schutz des Waldbestandes und des Waldbodens bei. Die Pferde sind flexibler und wendiger als große Maschinen, sodass sie bestehende Bäume und Pflanzen nicht beschädigen. Sichtbare Rückegassen, wie sie beim Einsatz von schweren Maschinen entstehen, werden dadurch vermieden. Außerdem schont der Pferdeeinsatz den Waldboden, und ökologisch ist das Holzrücken mit nur einer Pferdestärke obendrein. Doch so ganz ohne Motoren geht es im 21. Jahrhundert nicht: Die Pferde ziehen die Stämme bis zum nächsten Waldweg, wo das Holz dann von einem Transporter abgeholt wird.

Ab zum Blumengießen in Echternach

Ganz ohne Lärm und Abgase helfen die Tiere auch bei der Unkrautbekämpfung, indem sie eine Art Pflug über den Waldboden ziehen, um das übermäßige Wachstum des Adlerfarns einzudämmen. Dabei wird der Farn jedoch nicht abgerissen, sondern nur umgeknickt, damit darunterliegende Pflanzen wachsen können. Die saftig-grünen Blätter des Farns sehen verlockend für die Pferde aus, dürfen aber nicht gefressen werden, da sie giftig sind.

Neben der Waldarbeit werden die Ardenner zum Blumengießen in Echternach und bei Kutschfahrten für Kinder und Touristen eingesetzt. Eine 40-Stunden-Woche haben die eindrucksvollen Kraftpakete trotz guter Auslastung nicht: „Wir haben eine persönliche Beziehung zu den Tieren, achten darauf, wenn sie müde werden, dann bekommen sie eine Pause“, erzählen Peter Kraus und sein Kollege Max Krischler. Außerdem seien Ardenner Arbeitspferde, die Freude an der Arbeit hätten. Ihr ruhiges, nahezu stoisches Wesen ist, in Kombination mit ihrer Kraft, eine wichtige Voraussetzung für Arbeiten wie die Waldarbeit.

Auch andere Gemeinden in Luxemburg arbeiten mithilfe von Arbeitspferden im Wald, zum Beispiel die Gemeinde Düdelingen. In Remich hat auch der Winzer Laurent Kox mit dem Einsatz von Pferden in seinen Weinbergen gute Erfahrungen gemacht. Vor zwei Jahren wurde der Boden zwischen den Reben mithilfe von zwei Pferden und einem Pflug aufgelockert. Einziger Nachteil: Der Besitzer musste mit den Tieren extra aus Belgien anreisen. „Wenn die Tiere jedoch der Gemeinde gehören würden oder sich mehrere Gemeinden zur Nutzung von Arbeitspferden zusammenschließen könnten, wäre ich dafür sehr aufgeschlossen“, so Kox.

Anke Eisfeld