Im Wasserrad über den Ärmelkanal

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Der Schweizer Steve Schild ist in einem Hamsterrad auf dem Rhein von Bonn nach Köln gerollt. Es war ein Test für die Überquerung des Ärmelkanals.

Steve Schild (28) plant ein Abenteuer: Er will den Ärmelkanal in einem Wasserroller überqueren. Dieses Fortbewegungsmittel wird ähnlich angetrieben wie ein Hamsterrad: Die Passagiere im Innern bewegen den Roller fort, indem sie im Kreis laufen. Damit er aber überhaupt vorwärts kommt, sind an beiden Seiten des Rollers Paddel angebracht.

Diese Woche hätte Schild zu seiner Expedition starten sollen – gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Tobias Wilde (25). Vom britischen Ort Ramsgate wollten die beiden über den Kanal die belgische Küstenstadt Nieuwpoort erreichen und damit 107 Kilometer zurücklegen. Weil Frankreich ihnen eine Bewilligung verweigert hat, hätte die Strecke nur durch britisches und belgisches Hoheitsgebiet führen dürfen.

Doch die Aktion wurde kurzfristig abgeblasen – vom Wind. „Es herrschte Nordwind, wir brauchen aber Westwind“, so Schild. Stattdessen machten die beiden am 28. August einen Testlauf auf dem Rhein: Über eine Strecke von 37 Kilometern rollten sie von Bonn bis Köln – und brauchten dafür fünf Stunden. Sie seien ziemlich ins Schwitzen gekommen, so Schild: „Die glühende Sonne heizte den Innenraum des Wasserrollers auf gefühlte 40 Grad auf.“

Gefahren unterschätzt

Überhaupt war es hart: „Ich bin sehr fit, Muskelkater kenne ich normalerweise nicht – doch dieses Mal habe ich welchen gehabt, jedenfalls ein bisschen.“ Nicht nur die Anstrengung machte Schild und seinem Kollegen zu schaffen, auch Zwischenfälle: Eines der Paddel, das den Roller antreiben sollte, kollidierte mit einer Boje und ging kaputt. „Deshalb mussten wir mit einem einzigen Paddel weitermachen und dieses neu in der Mitte des Wasserrollers positionieren“, so Schild. Als Herausforderung stellte sich auch der rege Schiffsverkehr auf dem Rhein heraus.

Im Nachhinein ist Schild froh, dass sie sich noch nicht auf den Ärmelkanal gewagt hatten: „Der Test auf dem Rhein hat gezeigt, dass wir die Gefährlichkeit dieses Unternehmens eher unterschätzt haben.“ Nun werde man sich Zeit nehmen, um das Projekt zu überarbeiten und am Wasserroller Modifikationen vorzunehmen. Im Sommer des nächsten Jahres soll es dann in den Ärmelkanal gehen.

Schild will auf den Mars

Es handelt sich bei weitem nicht um das verrückteste Projekt des technischen Kaufmanns aus dem Thurgau, der bereits mehrere Weltrekorde im Wettrutschen hat: Er ist einer der vier Schweizer, die sich dafür beworben haben, im Rahmen der Reality-Show „Mars One“ auf den Planeten Mars zu fliegen – und dort zu bleiben.