Ezard Haußmann ist tot

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Der beliebte Schauspieler, der zuletzt 2009 im Kino als Filou im Seniorenheim zu sehen war, starb am Wochenende mit 75 Jahren in Berlin.

Auf der Kinoleinwand war Ezard Haußmann Ende 2009 noch als ewiger Filou im Seniorenheim zu sehen. In der Komödie „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!“ seines Sohns Leander spielte er den pensionierten Ex-Manager Johann Schneider, der sich zum Geburtstag ein paar Stripperinnen aufs Zimmer bestellt und sich Hals über Kopf in eine neue Mitbewohnerin des Altenheims verliebt. In dem Film blödelten Haußmann und eine Riege altgedienter Stars von Walter Giller bis Nadja Tiller noch mit viel Elan und Selbstironie. Als die Klamotte in die Kinos kam, war Haußmann jedoch schon todkrank. Im Sommer war ein bösartiger Hirntumor bei ihm festgestellt worden, strapaziöse Operationen und Therapien folgten.

Am Samstag starb der am Theater groß gewordene Schauspieler, der 2006 seine 50-jährige Bühnenkarriere feierte, jetzt mit 75 Jahren in seinem Haus in Berlin. Haußmann spielte mehrfach unter seinem Sohn Leander, nicht nur am Theater, sondern auch in Filmen wie „Sonnenallee“ (1999) und „NVA“ (2004). Trotzdem mochte er diese DDR-Filme nicht. „Ich hasse diese ganze Ostalgie“, sagte er 2009 der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Er habe „einfach ein ganz furchtbares Gefühl, wenn ich sehe, wie Detlev Buck den Volkspolizisten spielt, wo man dann hinterher sagt, na, es gab eben ganz tolle Leute da“. Wenn er an die DDR denke, empfinde er „Hass“, sagte Haußmann, der nach seinem Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings mit einer Gefängnisstrafe sowie zehn Jahren Berufsverbot belegt worden war.

Künstlerfamilie

Haußmann wurde am 10. Februar 1935 in Berlin in eine Künstlerfamilie hinein geboren. Schon sein Vater Erich war UFA-Schauspieler, seine Mutter Ruth Wenger, die in erster Ehe mit Hermann Hesse verheiratet gewesen war, Konzertsopranistin und Malerin. Haußmann wuchs am Bodensee auf und besuchte zeitweise eine Klosterschule in der Schweiz.

Das Theater entdeckte er erst relativ spät für sich. „Ich war mit 18 zum ersten Mal im Theater“, sagte er 2006 in einem ddp-Interview. Nach Gelegenheitsjobs als Kellner und Koch jobbte er am Landestheater Detmold als Souffleur, Beleuchter und Statist. Die Schauspielerei brachte er sich selbst bei. „Ich bin Schauspieler geworden, weil ich nichts anderes konnte“, soll er mal gesagt haben.

Von der BRD in die DDR

Nachdem seine Eltern 1956 mit ihm von der Bundesrepublik in die DDR umgesiedelt waren, legte Haußmann an der Berliner Schauspielschule Ernst Busch sein Diplom ab. Da Erich Haußmann in der DDR zum gefeierten Star wurde, war auch die Zukunft von Ezard selbst gesichert. Nach Engagements auf kleineren Bühnen wie Wittenberg, Stendal, Quedlinburg und Wismar landete er 1960 erst am Deutschen Theater in Berlin und wechselte dann 1967 an die Berliner Volksbühne, wo er 24 Jahre lang bleiben sollte.

Der Autodidakt wandelte sich zum Charakterdarsteller, der oft für die Rolle des schönen Schurken besetzt wurde und immer wieder in Stücken Molières zu sehen war. Nach der Wende folgten Engagements unter anderem am Schillertheater Berlin, am Burgtheater Wien und am Schauspielhaus Bochum. Haußmann spielte aber nicht nur Theater, sondern wirkte auch in zahlreichen Fernsehfilmen und Serien wie „Justitias kleine Fische“ und „Abenteuer Airport“ mit.

dapd