/ Eine werdende Prinzessin und die Medien
William will ihr die Hetze, der schon seine Mutter, Prinzessin Diana, zum Opfer fiel, ersparen. Doch könnte es sich als schwierig erweisen, seine Verlobte vor dem unersättlichen Medienzirkus zu schützen.
„Sie ist jetzt das Hauptevent“, sagt Max Clifford, der bekannteste Promi-Verleger Großbritanniens. Das bedeute, sie müsse sich immer in Acht nehmen. „Sie sollte davon absehen, in Hotpants Rollschuhlaufen zu gehen“, fügt Clifford hinzu, in Anspielung auf bekannte Fotos von Middleton bei einer mildtätigen Disco-Roller-Veranstaltung 2008. Sie müsse sich voll darauf einrichten und sich fragen: Was ist gut, was schlecht für die Royals?
Die Geschmeidigkeit des Prinzen
Mag sein, dass sie den zukünftigen König heiratet, doch viele Briten beneiden Middleton nicht um ihre Rolle. „Das arme Mädchen tut mir leid“, sagte Kayla Healey, eine 25-jährige Sozialarbeiterin aus Brighton in Südengland. „Sie hat es fast die ganze Zeit geschafft, das Rampenlicht zu meiden, nun wird sie total bombardiert werden.“ Wenigstens hat sie in William einens erfahrenen Partner. Der 28-Jährige ist mit der Öffentlichkeit aufgewachsen und schlägt sich gut. Er sieht vor Kameras immer gelassen aus, anders als sein Vater, Prinz Charles, der immer etwas steif wirkt und gerne das Schnattern der Reporter ignoriert.
Doch die Geschmeidigkeit des Prinzen verbirgt ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber den Medien und Paparazzi, die seine Mutter bis zu ihrem Tod bei einem Autounfall 1997 auf Schritt und Tritt verfolgten. Die Aufmerksamkeit der Medien ist mitunter der Grund dafür, dass William so lange gewartet hat, bis er Kate fragte, ob sie seine Frau werden wollte. In einem Interview sagte der Prinz, er habe ihr die Chance einräumen wollen, sich die Sache anzusehen, damit sie sich wieder zurückziehen könnte, wenn es ihr zu viel würde. „Ich versuche die Lehren der Vergangenheit zu beachten“, sagte William.
Die Regeln des Medienzirkus
Die Regeln des Medienzirkus haben sich seit dem Tod von Diana, für den viele den Medien mindestens eine Teilschuld geben, verschoben. Die Untersuchung des Unfalls ergab, dass Williams Mutter zwar wegen fahrlässigen Verhaltens ihres Fahrers ums Leben kam, doch Paparazzi hatten das Fahrzeug, das in einem Tunnel in Paris außer Kontrolle geriet, verfolgt. Seit dem Vorfall sind die Royals ausgebuffter und ziehen schneller vor Gericht, wo ihr Recht auf Privatsphäre durch verschiedene Urteile gestärkt worden ist.
Der Londoner Medienrechtsexperte Rod Dadak sagte, viele gönnten es William und Kate ihre Verlobung zu genießen, ohne die ganze Zeit verfolgt zu werden. „Natürlich sind sie Prominente, aber sie haben, wie alle anderen auch, ein Recht auf Privatsphäre – bis zu einem gewissen Punkt“, sagt Dadak. Wo dieser Punkt liege, sei Verhandlungs-, oftmals Gerichtssache.
Während William noch Student im schottischen St. Andrews war, versprach die Presse, ihn in Ruhe zu lassen – im Gegenzug für arrangierte Fototermine. Über William und Kate wurde erstmals 2004 im Skiurlaub berichtet, drei Jahre nachdem sie sich kennenlernten. Ein weiteres Jahr später, als die beiden ihren Abschluss in der Tasche hatten, brach die Hölle los. Bald machten Paparazzi Fotos von den beiden beim Ausgehen, wie Kate von Zuhause zur Arbeit ging, wie sie ein Parkticket verpasst bekam. 2007 bewachten zehn Polizisten über das Paar, als es einen Nachtklub in London verließ. An ihrem 25. Geburtstag kampierten zwei Dutzend Fotografen und Fernsehteams vor ihrem Zuhause in London.
Bedrohliches Verhalten von Fotografen
Nachdem das Paar sich 2007 kurz getrennt hatte und das mediale Interesse nochmals in ungeahnte Höhen geschraubt wurde, beschwerte sich Williams Sprecher über bedrohliches Verhalten von Fotografen. Middletons Rechtsanwälte beschwerten sich mehrmals beim Presserat und zogen vor Gericht. 2007 musste sich das Boulevardblatt „Daily Mirror“ bei Middleton entschuldigen, Anfang des Jahres einigte sich Middleton außergerichtlich mit einer Fotoagentur wegen Bilder, die sie beim Tennisspielen während des weihnachtlichen Familienurlaubs zeigten.
Rechtsexperte Dadak erwartet, dass der Palast und Medien eine Übereinkunft über den Umfang der Berichterstattung über die Verlobten und ihre Hochzeit im kommenden Jahr schließen werden. Dabei hilft, dass das Paar nicht in London, sondern im abgelegen Norden von Wales auf der Insel Anglesey lebt, wo William bei der Luftwaffe zum Piloten für Rettungshubschrauber ausgebildet wird. „Die Paparazzi sind natürlich eine eigene Spezies“, räumt Dadak ein. Es gäbe immer auch die Wahnsinnigen, die wegen der guten Story Fotos aus großer Entfernung schossen oder in Hubschraubern durch die Gegend schwirrten.
Obwohl die meisten Briten Sympathie für Middleton aufbringen, meinen viele, sie müsse den Medienrummel als Teil ihrer neuen Rolle verkraften.
dapd
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