Berliner Fashion Week beginnt

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(dpa)

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Wer sitzt in der ersten Reihe? Und ist "nude" immer noch in? Berlin wird wieder zum Laufsteg. Eindrücke vom Start der Fashion Week.

Über dem Tiergarten liegt ein Hauch von Parfum. Im Zelt an der Siegessäule flackert das Blitzlicht. Rockstar Bryan Adams und Boris Beckers Sohn Noah sind am Mittwoch beim Start der Berliner Fashion Week dabei. Auf der Modewoche ist ein bisschen Stoff zum Tuscheln wichtig. Im Januar rauschte Miss Piggy an, dieses Mal kommen Dieter Bohlen und der Stylist von Lady Gaga.

Blümchen-Kleider, Plateau-Sandalen und Totenkopf-Masken bei Lena Hoschek. (Bild: dpa)

Mehr als 50 Shows stehen bis zum Wochenende an. Es geht nicht um Haute Couture wie gerade in Paris, sondern um Trends und Kollektionen für jedermann, von Marken wie Michalsky, Hugo, Rena Lange und Guess. Das deutsche Top-Model Franziska Knuppe ist unter den ersten Gästen und hat Tipps für den Sommer parat: „Viel Farbe, viel Prints – aber nicht mischen!“ Auch Teile in nude (vulgo: hautfarben) findet sie zum Kombinieren immer noch gut.

Trends setzen und aufspüren

In ihrer elften Ausgabe hat sich die Modewoche spürbar etabliert. US-Designer Marc Jacobs ist wieder als Schirmherr eines Talentwettbewerbs dabei. Zum Auftakt gibt es bei Escada Sport eine Prise Saint-Tropez: luftige Hosen, Streifenbikinis und wallende Kleider. Die Österreicherin Lena Hoschek zeigt ihre Models im Stil des mexikanischen Totenfests geschminkt.

Der Laufsteg beginnt schon vor dem Zelt. An der Siegessäule finden Blogger reichlich Chancen, die durchgestylten Gäste fürs Internet zu fotografieren. Ein Trend, der zugenommen hat, wie Fashion-Week-Sprecher Daniel Aubke beobachtet. „Soviel Zirkus war früher nicht vor der Haustür.“ Stylist Jan Luckenbill ist im Getümmel schwer zu verfehlen. Er hat sich mit Fächer, knallblauen Schuhen, roter Hose und schwarz-weiß-gestreifter Jacke ausstaffiert. Sein Motto: „Ich versuche, ich zu sein.“

Berlin putzt sich heraus

Zur Modewoche gibt sich Berlin wieder alle Mühe, so cool wie New York zu sein – mindestens. So wie am Dienstagabend bei einer Mode-Performance am Spreeufer neben dem Szeneclub Kater Holzig: Vor dem Eingang wacht ein Jäger mit Gewehr, am Lagerfeuer wird ein Stallhase gegrillt. Die Mode ist mit ausgestopften Tierköpfen dekoriert. Dahinter stecken zwei Internetkolumnisten, die ein Hemd für einen Traditionshersteller entworfen haben. Zur Party laden sie in Zirkuszelte. „Du solltest unbedingt dahin kommen – wir haben einen Elefanten!“, verspricht „Dandy Diary“-Blogger Jakob Haupt (27).

Die Partystimmung auf der Modewoche täuscht etwas. Die Branche kann Aufwind vertragen, der Sommer ist bisher verregnet. Die Streetwear-Messe Bread & Butter mit ihren fast 700 Ausstellern zeigt sich zwar wie immer optimistisch, muss aber ohne Größen wie Bench und Levi’s auskommen.

Man hofft nach dem Siegeszug von Chinos, den omnipräsenten Stoffhosen, auf ein blaues Wunder. „Es wird immer noch viel Chino verkauft“, sagt der Chef der Bread & Butter, Karl-Heinz Müller. „Wir glauben aber, dass wir vor einem neuen Denim-Hoch stehen.“ Auf dem alten Flughafen in Tempelhof steht daher – Achtung Wortspiel – ein „Tempel of Denim“. Dort können die Fachbesucher nach 1.500 Euro teuren Jeans oder einem Kinderwagen im Jeans-Look Ausschau halten.