Corona-Tagebuch (20)Montag, 6. April: Die Frisur sitzt!

Corona-Tagebuch (20) / Montag, 6. April: Die Frisur sitzt!
Radfahrt nach Esch, die Sonne brennt. Perfekter Schutz! Das war am Samstag. Tags drauf mühten sich Hobby-Friseure an dieser Haarpracht ab.  Resultat:  Die Frisur sitzt!

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Das Coronavirus beherrscht weiter das Leben in Luxemburg. Die Lage ist ernst, jedoch nicht hoffnungslos. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch des Tageblatt gibt Einblick in diese Gedankenwelt.

Liebes Tagebuch, es war ein doch eher erfreuliches Wochenende. Die Grillsaison wurde eröffnet und meine neue Frisur ist in den sozialen Netzwerken durchaus wohlwollend kommentiert worden. Das liegt wohl in erster Linie daran, dass ich lediglich meine linke Kopfhälfte in die Kamera hielt. Rechts klafft nämlich nun, also seitdem sich meine Leute als Hobbyfriseure betätigt haben, ein nicht zu übersehendes, haartechnisches Loch. Und auch hinten sieht’s wohl etwas komisch aus, wie man mir berichtet hat. Mich kümmern diese kleinen Schönheitsfehler im Übrigen recht wenig. Was daran liegt, dass ich a) hinten nichts sehe und b) mich außerhalb des Hauses eh kein Mensch mehr erkennt, wegen der Schutzmaske, du weißt schon.

Auf dem Fahrrad wird man in der Regel auch nicht erkannt. Ja, liebes Tagebuch, ich gebe es zu. Ich bin noch mit meinem Rennrad auf Luxemburgs Straßen unterwegs. Allein, nie in der Gruppe, wie es der Gesetzgeber in diesen Notzeiten vorgibt. Das findet nicht jeder gut, doch es ist meine Entscheidung. Jedenfalls hilft das Radeln meinem Immunsystem ebenso wie meinem seelischen Gleichgewicht. Und natürlich passe ich bei meinen Ausflügen besser auf als je zuvor. Schließlich will ich auf gar keinen Fall mit einem gebrochenen Schlüsselbein in einer „Urgence“ landen. Denn dort hat man im Moment bekanntlich andere Sorgen. Und außerdem, das nur am Rande, gefährlicher erscheinen mir momentan all die Hobby-Rallye-Piloten, die von den leeren Straßen profitieren, um ihre GTIs auszufahren …

Am Samstag jedenfalls radelte ich für den guten Zweck, und das gleich doppelt gemoppelt. Denn beim virtuellen „Relais pour la vie“ zählte jeder Kilometer. Nun tun mir diejenigen leid, die all die im Land am Wochenende gefahrenen, gelaufenen oder spazierten Kilometer zusammenrechnen müssen. Denn wenn man sieht, wie unglaublich viele Menschen sich an der Aktion beteiligt haben, dann wird da eine ganz gewaltige Summe zugunsten der Krebsforschung herauskommen. 

Aber auch andere profitierten vom sportlichen Wochenende. Es war der letzte Wunsch meiner Freundin Paulette, an das „Diddelenger Déierenasyl“ zu denken. Ich habe dir ja schon von der Absage meines großen sportlichen Ziels geschrieben, liebes Tagebuch. Das Jedermannrennen der Tour des Flandres sollte eigentlich am Samstag stattfinden. Nun, Corona kam dazwischen, doch die Fitness stimmt nach diesem trainings- und entbehrungsreichen Winter allemal. Am Wochenende setzten sich demnach die Mitglieder unserer Flandern-Gruppe aufs Rennrad, jeder für sich natürlich, und spulten so viele Kilometer wie möglich ab. Die werden jetzt ähnlich wie beim „Relais pour la vie“ zusammengerechnet und pro gefahrenem Kilometer spenden alle eine Summe x.

Auch ich war lange unterwegs. Ein Vorteil der leeren Straßen ist, dass man plötzlich Dinge hört, die man sonst nie hört. So ärgerte ich mich völlig umsonst über die Verschlimmerung meines Tinnitus. Denn ich begriff mit der Zeit im Sattel, dass das Brummen im Kopf gar nicht aus meinem Ohr stammte, sondern vielmehr eine landesweite, durch die gleichzeitige Inbetriebnahme gelber Hochdruckreiniger ausgelöste Geräuschkulisse war. Jeden Abend um 20.00 Uhr klatsche ich auf dem Balkon für die Helfer. Von der Hochdruck-Aktion aber hatte ich im Vorfeld nichts gehört. Und an wen sie sich genau richtet, würde ich auch gerne wissen. Das finde ich aber noch raus, liebes Tagebuch. Bis dahin, gute Nacht!

                   

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten.

Justin
11. April 2020 - 1.11

In Unserer Cité findet sich auch kein Fleckchen Boden, Fliesen oder Beton der nicht schon wenigstens einmal abgekäerchert wurde. Vor Langeweile wird sogar der Bürgersteig mit der Regenrinne Dreckgefräst.

Leila
8. April 2020 - 9.48

Schaut doch verwegen aus! Ich find's gut