„Ich möchte noch die Menschen glücklich machen“

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Wie kein anderer steht er für höchste gastronomische Qualität und Perfektion, viele  Spitzenköche erlernten bei ihm ihr Metier. Am 13. April kredenzt der Drei-Sterne-Koch an Bord der „Princesse Marie-Astrid“ ein Menü. Daisy Schengen sprach mit Harald Wohlfahrt über seine Verbundenheit zu Luxemburg, sein neues Leben nach der Sterne-Küche mit zahlreichen Projekten und viel Zeit für die Familie.

Tageblatt: Herr Wohlfahrt, gastieren Sie zum ersten Mal in Luxemburg?

Harald Wohlfahrt: Nein, wir hatten öfter Gäste aus Luxemburg bei uns, feierten auch zusammen den Luxemburger Nationalfeiertag. Insofern ist eine große Verbundenheit aus dem Schwarzwald zu Luxemburg und den Luxemburger Menschen entstanden.

Außerdem habe ich 2013 im Cercle Munster eine Benefiz-Veranstaltung (zugunsten der Organisation ADS; d.R.) begleitet, wo wir schöne Erlöse bekommen haben, die herzkranken Kindern in Laos zugute kamen. Dieser Abend war in zweierlei Hinsicht eine tolle Sache – einerseits als Unterstützung für die Kinder, andererseits bot er Gelegenheit, die Großherzogin und Bürger Luxemburgs kennenzulernen, aber auch viele Stammgäste aus der Traube Tonbach wiederzusehen.

Stichwort Traube Tonbach. Nach mehreren Jahrzehnten als Chefkoch der Schwarzwaldstube im Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn als einziger Koch Deutschlands mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet, sind Sie jetzt ein „freischaffender“ Gastronom. Nach dem Ende Ihrer Tätigkeit dort fungieren Sie nun unter anderem als „kulinarischer Berater“ für das Festspielhaus in Baden-Baden. Wie fühlt sich dieses neue Kapitel in Ihrem Leben an?

Sagen es wir mal so: Alles zu seiner Zeit. Der Bruch kam in einer Form, in der man es sich nicht hätte vorstellen können – auch ich nicht. Nach 41 Jahren im Betrieb gab es ein Ende, das man als Mensch nicht begreifen kann, und dies zu verarbeiten, wird noch sehr lange dauern. Ich danke dem lieben Gott, dass ich es gesund überstanden habe. Das Leben geht weiter. An jedem Tag, an dem ich neue Aufgaben bekomme, wie auf dem Schiff kochen, geht es mir besser.

Ihnen eilt der Ruf des perfekten Timings in der Küche, der höchsten Ansprüche für höchste Qualität der Ausgangsware voraus. Gelten diese Maßstäbe auch für das Menü in Luxemburg?

Selbstverständlich, man kann gar nicht anders. Es ist auch unser Anspruch, den Gästen etwas Besonderes zu bieten und es nicht kommerzialisieren zu wollen. Ich will noch ein bisschen Spaß haben und nicht in der Vergangenheit versinken. Ich möchte noch Menschen glücklich machen. Aus diesem Grund machen wir eine solche Veranstaltung wie jetzt auf dem Schiff.

Wenn Sie in Richtung Zukunft denken: Stehen konkrete Pläne an, würden Sie wieder in der Küche eines Restaurants arbeiten wollen?

Es ist ein Jahr her, seitdem ich der Schwarzwaldstube fern bin, seit Januar 2018 ist das Arbeitsverhältnis offiziell beendet. Ich muss das einordnen: Es kommen sehr, sehr viele hochinteressante Angebote bei mir an. Es geht von der Selbstständigkeit über das Angestelltenverhältnis, aber auch da geht es wiederum darum, ein großes Restaurant zu übernehmen. Hinzu kommt meine eigene „Fine Dining“-Unternehmergesellschaft, die ich jetzt mit meinem Geschäftspartner Raphael Ianniello gegründet habe.

All das muss ich jetzt sortieren, um für mich herauszufinden, was ich will. Will ich mich an sieben Tagen die Woche in ein solches Restaurant begeben oder will ich mehr Zeit für die Familie und für die Enkelkinder haben?

Ich habe in dem halben Jahr Abstinenz gelernt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht. Da muss man differenzieren können. Natürlich habe ich meiner Familie wegen dieser Leidenschaft und dieses Engagements persönlich nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber jetzt habe ich die Chance, dass wir noch ein paar Jahre gemeinsam schöne Dinge unternehmen und an uns selbst denken.

Die nächste Frage geht gewissermaßen in diese Richtung weiter. Hat Spitzenkoch Harald Wohlfahrt ein Lieblingsgericht? Wenn ja, welches?

Tatsächlich gibt es viele Lieblingsessen. Aber ich bin ein großer Fan von Eintöpfen. Den Schwäbischen Eintopf, den Gaisburger Marsch, liebe ich insbesondere. Es ist ein sehr leichtes Essen, es sind Proteine, Kohlenhydrate, Gemüse in einer bekömmlichen Brühe vereint.