Eiersuche am Strand

Eiersuche am Strand
(Klaus Kremer/dpa)

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Auf der Insel Langeoog sind tausende Überraschungseier und anderes Spielzeug aus einer Schiffsladung angespült worden. Jetzt sammeln Insulaner und Touristen das bunte Strandgut ein - auch um Tiere und Umwelt zu schützen

Ist denn schon Ostern? Es war doch gerade noch Weihnachten. Wenn das Meer tausende von Spielzeugeiern an den Strand spült, kann schon etwas Verwirrung aufkommen. So geschehen auf der ostfriesischen Insel Langeoog: Über mehrere Kilometer hat sich dort ein bunter Teppich am Strand ausgebreitet. Die blauen, gelben und roten Plastikeier sind offensichtlich irgendwo über Bord gegangen. Meterhohe Wellen von Sturmtief „Axel“ haben sie aus der Nordsee an die Insel gespült – zur Freude vieler Kinder und Erwachsener.

„Das sind bestimmt mehr als 100 000 Eier“, stöhnt Langeoogs Bürgermeister Uwe Garrels. Für ihn ist die Spielzeugschwemme inzwischen zum Ärgernis geworden: „Das ist nicht mehr lustig, sondern eine große Umweltbelastung und auch schädlich für Tiere.“

Ware aus fünf Containern

Am Donnerstag landen neben den Überraschungseiern (ohne Schokoladenüberzug) auch noch Lego-Steine mit „Star-Wars“-Figuren an, dazu viele Plastiktüten, die weitere Plastikverpackungen enthalten. „Da waren wohl etliche Chargen Spielzeug unterwegs“, vermutet Garrels.

Die Behörden gehen davon aus, dass die Waren aus fünf Containern stammen, die im Sturm von Bord eines Frachters gerissen wurden. „Das passiert immer wieder bei Stürmen“, sagt Tobias Linke vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Wilhelmshaven. „Wenn die Stahlboxen nicht sinken oder wieder aufgefischt werden, können sie aufplatzen, und die Ladung driftet irgendwo hin oder strandet auf Inseln.“

Manchmal ist das ganz praktisch für die Inselbewohner, wenn etwa wertvolle Güter angeschwemmt werden. Derzeit haben sich zum Beispiel mehrere Tonnen Holzbalken vor den Ostfriesischen Inseln verteilt, nachdem ein anderer Frachter im Sturm an Weihnachten 16 Container mit Bauholz in der Nordsee verloren hat.

Fundsachen

Doch Vorsicht: Strandgut gilt als Fundsache und muss den Behörden gemeldet werden. Für die angetriebene Holzladung etwa hat zudem das Hauptzollamt Oldenburg ein Verfügungsverbot erlassen, da Einfuhren in die EU verzollt werden müssen. Selbstbedienung ist also tabu.

Das gilt jedoch nicht für Langeoog: Dort haben sich zahlreiche Inselbewohner und Urlauber mit Kindern aufgemacht, um die Spielzeugeier und Lego-Steine aufzusammeln, bevor Wind und Wellen sie wieder zerstreuen. „Das Spielzeug fällt auf jeden Fall unter eine Freibetragsgrenze“, heißt es bei der Zollverwaltung, „wer das jetzt aufsammelt, der wird kein Zollsteuerschuldner, und der hinterzieht auch keine Abgaben“.

Für die Kinder vom Kindergarten Langeoog ist die Sammelaktion also ein ganz legales Abenteuer. „Die Erzieher nutzen diese Gelegenheit auch, um ein Bewusstsein für das Umweltthema zu schaffen“, sagt Garrels. Insulaner und Gäste grübeln derzeit, ob sich das Spielzeug neben der Entsorgung auch noch anders verwerten lässt. „Es gibt kreative Ideen“, sagt eine Anwohnerin, „wir könnten ja in einer Umweltausstellung zeigen, wie lange Plastik hält, bevor es sich zersetzt.“