Zwischen Gerüchteküche und Fakten: So wurde die neue Chefin für Esch 2022 gefunden

Zwischen Gerüchteküche und Fakten: So wurde die neue Chefin für Esch 2022 gefunden

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Während einer Pressekonferenz in Abwesenheit der neuen Direktorin wurde angekündigt, dass Nancy Braun die Generaldirektion von Esch 2022 übernehmen wird. Diese Entscheidung soll nun endlich Ruhe in ein von Unruhen und Skandalen geplagtes Projekt bringen – und es dem Verwaltungsrat erlauben, sich endlich ein wenig zurückzuziehen, so Roberto Traversini.

Von unseren Kulturredakteuren Anne Schaaf und Jeff Schinker

Die Grenze zwischen Gerüchteküche und Fakten scheint im Fall Esch 2022 immer mehr zu verschwimmen: Nachdem die Woxx und das Tageblatt das Gerücht, dass Nancy Braun als Favoritin für den Generaldirektorenposten gelte, aufgegriffen hatten, dementierte der Escher Bürgermeister Georges Mischo dies. In der Zwischenzeit wurden immer wieder neue Namen möglicher Kandidaten für den Posten genannt, die mit mehr oder weniger überzeugenden Argumenten zementiert wurden – es entstand eine fast fabelhafte Mythologie um die zukünftige Besetzung des Postens, ganz nach dem Motto „et gëtt net keen“.

Auf der Pressekonferenz am Donnerstag erklärte Georges Mischo, dass Nancy Brauns Kandidatur erst einen Tag, nachdem er von Journalisten mit dem Gerücht konfrontiert wurde, eintraf – als wolle er nahelegen, dass die journalistische Gerüchteküche Fakten produziert hätte. Die administrative Leiterin des „Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain“ soll nun den neuen Posten ab dem 1. November besetzen.

Auch im Fußball wird gemutmaßt

„Wenn es im Fußball darum geht, einer Mannschaft einen neuen Trainer zu besorgen, kursieren stets auch Favoriten. Mit Nancy Braun hat sich euer Favorit wohl einfach durchgesetzt.“ Mit diesem für Mischo typischen Sportvergleich wollte er verdeutlichen, dass das Verfahren, um die neue Kandidatin zu finden, „neutral, unparteiisch und transparent“ gewesen sei. Vor Ort waren dann sowohl zwei Vertreter der Treuhandgesellschaft Muller & Associés als auch zwei Angestellte von Alcor Executive S.A., an die Muller & Associés die Kandidaturen weiterleitete.

Renato Santin von Alcor Executive erklärte, dass ein erster Filter von ursprünglich 65 Kandidaten acht auswählte, die aufgrund von Kriterien wie Allgemeinwissen, Verankerung in der lokalen Kulturszene, Verfügbarkeit, Charisma und analytischen Fähigkeiten ausgesucht wurden. Nach ersten Vorstellungsgesprächen kamen vier Personen in die engere Auswahl. Diese wurden dann von André Parthenay (CCPHVA), Danièle Kohn-Stoffels (Kulturministerium), Georges Mischo (Esch), Roberto Traversini (Differdingen) und Dan Biancalana (Düdelingen), Ralph Waltmans und Pim Knaff in Einzelinterviews am 12. September mit 17 identischen Fragen konfrontiert.

Fünf Beurteilungskriterien

Abschließend wurden die Kandidaten nach fünf verschiedenen Kriterien beurteilt, wobei die budgetären Kenntnisse am gewichtigsten waren. Nach der Auswertung stand fest, dass Nancy Braun mit 86% die Höchstwertung erreicht hatte (was sich aber wohl auch dadurch erklärt, dass sie als Mitglied der Ad-hoc-Arbeitsgruppe bereits über sehr gute Dossierkenntnisse verfügte). Der Verwaltungsrat hat diese Entscheidung am Mittwoch einstimmig abgesegnet. Braun wird im Prozess der Bestimmung der restlichen Postenbesetzungen (u.a. des künstlerischen Leiters) involviert sein, wann diese Posten aber besetzt werden, weiß Mischo genauso wenig, wie er mitteilen konnte, welche der 21 Empfehlungen (dabei handelt es sich um Kritikpunkte in Andreas Wagners und Janina Strötgens Bidbook), die die Jury verlangte, bereits abgearbeitet wurden.

Doch eben diese 21 Aufbesserungen werden am 20. November in Brüssel beim ersten Checkpoint vor der EU-Kommission ein wichtiges Thema sein. Und an dem Tag wird Nancy Braun gerade mal seit 20 Tagen als Generaldirektorin gearbeitet haben. To be continued …



roger wohlfart
21. September 2018 - 13.30

Was die beiden auf dem Foto wohl zu nuscheln und zu grinsen haben ? Kein Wunder, dass bei einem solchen Verhalten die Gerüchteküche ins Brodeln kommt und man sich Fragen stellt. Nicht nur bildlich gesprochen.