Wenn aus Wahrheit Fiktion wird

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Endlich gab es auf der diesjährigen Berlinale auch einmal etwas zu lachen und zu träumen. Das, was man allgemein unter „Romantic Comedy“ versteht, ist nämlich nicht gerade die bevorzugte Gattung, um in den Wettbewerb zu kommen.

„Before Midnight“ von Richard Linklater lief allerdings auch außer Konkurrenz, was aber wohl vor allem daran liegen mag, dass Jurymitglied Athina Rachel Tsangari selbst mitspielt.

Damals, in Paris, vor neun Jahren hat Jesse (Ethan Hawke) seinen Flug verpasst, um bei ihr zu bleiben, bei Celine (Julie Delpy), in Paris. Nachdem sie sich nach neun Jahren wiedergefunden und wieder verliebt hatten. Dass die beiden bis heute dann auch wirklich zusammen geblieben sind, erfahren wir jetzt auf der Berlinale, im dritten Teil der Trilogie, die 1994 mit „Before Sunrise“ begann.

Aus der französischen Rucksack-Abenteurerin und dem amerikanischen Welterkunderer sind mittlerweile Eltern geworden; mit zwei reizenden Töchtern verbringen sie den Sommer in Griechenland. Doch der Haussegen hängt schief, nachdem Jesse seinen Sohn aus erster Ehe zum Flughafen gebracht hat, damit dieser wieder zu seiner Mutter nach Chicago fliegt. Jesse will die Highschooljahre seines Sohnes nicht verpassen und schlägt Celine deshalb vor, auch in die USA zu ziehen. Doch Celine hat keine Lust, ihren Töchtern in Zukunft Erdnussbutter auf die Pausenbrote zu schmieren. Ausserdem will sie nach dem Urlaub einen neuen Job annehmen. In Paris.

Sie fetzen sich, sind beide ungemein schlagfertig, dabei aber niemals einseitig. Die schnellen und intelligenten Dialoge, die an manchen Stellen an Woody Allen erinnern, haben die beiden Hauptdarsteller gemeinsam mit ihrem Regisseur Richard Linklater geschrieben. Das merkt man, die drei kennen sich – seit dem ersten Drehbuch für den Film im Zug vor 18 Jahren. Auf der Pressekonferenz kommt dann auch die alles entscheidende Frage: Was haben Sie mit ihren Figuren gemeinsam? Sind Sie mit ihnen gewachsen? „Aus einem Samen Wahrheit, wird ein Baum der Fiktion“, antwortet Delpy poetisch.Und ob es weitergehen wird? „Das wissen wir erst in neun Jahren.“ Denn laut Linklater melden sich die Figuren in diesen Abständen zurück. Ob wir wirklich eine Fortsetzung wollten? fragt Delpy. „Amour“ gebe es doch schon. Der ganze Saal lacht. Mit „Before Midnight“ lieferten Delpy und Hawke nicht nur den unterhaltsamsten Film, sondern die unterhaltsamste Pressekonferenz gleich mit dazu. Doch – wie gesagt – außer Konkurrenz!