Kunstecke / Welt der Wächter und anderer Figuren: „Sentinelles“ mit Holzskulpturen von Pitt Brandenburger
Mit seiner neuen Ausstellung in der Valentiny Foundation in Remerschen setzt Pitt Brandenburger einmal mehr seine Wächter und andere mysteriöse Wesen geschickt in Szene. Zwar ist es keine In-situ-Installation, wie es Adepten der zeitgenössischen und ephemeren Kunstwerke gerne tun, doch hinterlässt der Künstler mit präzisen und filigranen Zeichnungen Spuren seiner strengen Figuren auf einigen Wänden der Galerie. Rund 53 Werke in unterschiedlichen Formaten und Konstellationen spiegeln seine auf „archaischen Erinnerungen“ fußenden Figuren wider.
Jahrgang 1961, Studium der Kunst in Straßburg, Lehrer in seinem Fach und Bildhauer – Pitt Brandenburger hat seine Passion für das Dekorative, das Handwerkliche und das kunstvoll Gestalterische, seine Vorliebe für elementare Materialien zu seinem Lebenswerk gemacht.
Mit Einzelexpos ab den 90er-Jahren, Beteiligung an Kollektivausstellungen im In- und Ausland sowie Erschaffung von einzigartigen Werken im öffentlichen Raum und/oder in Kirchen bzw. Kapellen hat Brandenburger neben seinem eigentlichen Berufsleben als Lehrer einen eigenen Künstler-Weg beschritten und ein überraschendes Œuvre geschaffen. Erinnern wir uns an seine Ausstellung „Erleuchtete Finsternis“ 2014 in einer Bank-Galerie oder an „Seele der Wächter“ 2021 in der Galerie „Schlassgoart“ in Esch/Alzette.
Im Mittelpunkt standen stets seine hölzernen Wächter, seine kompakten Torsos, seine eleganten Büsten oder seine an Wände aufgehängten Wächter-Ringe. Holz ist das Basismaterial, Metall in verschiedenen Varianten, Halbedelsteine oder Baumsamen dienen darüber hinaus als Zutaten, die der Künstler seinen Figuren zur Belebung ihres Innenlebens oder Ausschmückung ihres Äußeren mit auf den Weg gibt. Edler Turmalin etwa dient als Schutz gegen negative Energien, Kapseln im Inneren der Skulpturen können auch schon mal inhaltslos sein, um vom Kunstfreund mit eigenen Zugaben sinnvoll gefüllt werden zu können.
Gefallene Bäume als Material
Uns gegenüber hat Pitt Brandenburger betont, er nutze verschiedene Holzarten, ob Kirschbaumholz, Nussbaum, Birnbaum oder Ahorn, um nur diese zu nennen, doch stets verwende er Fallhölzer. Auf sein Geheiß würden keine Bäume gefällt, er werde aber oft angesprochen, wenn es „umgefallene“ Bäume gebe, die auch mal morsch sein dürfen. Er holt diese ab, um sie in seinem Atelier zu lagern, zu trocknen und irgendwann zu verarbeiten. Brandenburger hat im Laufe der Zeit ein ganz persönliches Verhältnis zum Baum in der Natur und dem nach dessen Ableben zwangsläufig vorhandenen Holz entwickelt.
Gewisse Hölzer haben gar eine Ausstrahlung, die sich auf das Gemüt des Menschen auswirkt, kurz: das ideale Material für die Erschaffung einer Welt von Wächtern der „Finsternis“, der „Glut“ oder der „Unterwelt“, um an frühe Figuren zu erinnern. Je nach Holzart oder Farbe des Materials heißen seine Wächter und Wächterinnen auch schon mal „schwarzer“, „Sequoia-Wächter“ oder gar einfach „Ahornwächter“ sowie „Wächter aus Nussbaum“. Pitt Brandenburger greift bei der Gestaltung seiner Figuren auf Elemente zurück, wie sie bei menschlichen Wesen vorzufinden sind, verbindet diese, wie bereits betont, mit archaischen Referenzen und mysteriösen Andeutungen oder Verarbeitung von Erlebnissen in der Natur-Welt der Natur.
Figuren mit Innenleben
Jede Figur, ob sie nun als „Wächter“ oder als Büste und Torso in verschiedenen Größen dargestellt wird, ist einzigartig, hat ihr Innenleben, weist spezifische Merkmale auf, auch wenn die Art der glatten Oberflächen-Bearbeitung als Merkmal der Künstlerhandschrift Korrespondenzen herstellt, die Skulpturen strahlen jeweils eine eigene Energie aus. Der Künstler lässt diese zwischen Material und ideellen Vorstellungen sowie anderen Gegensätzen schwanken.
Stehende Wächter, die Standhaftigkeit ausdrücken, hängende, schlank gestylte Wächter-Werke, die einem wie ein Damokles-Schwert an der Wand vorkommen, isoliert aufrecht präsentierte Schützer oder Wächter-Figuren mit Sockel in Szene gesetzt oder Wächter-Ringe als „endlose Kreise“ in diversen Materialien konzipiert – Brandenburgers Welt der Wächter ist eigen und geordnet. Hinzu kommen an einigen Wänden Zeichnungen wie Entwürfe und/oder Ergänzungen. Den Übergang zur Lounge der Galerie bewacht eine mannshohe Figur, die einem vorkommt, als ob sie die gesamte Ausstellung fest im Blick habe.
Mit 53 Werken in handlichen oder eher sperrigen, aber stets durchdachten Formaten und fein abgestimmten Materialien gestaltet sich diese „Wächter“-Ausstellung als würdevolle Bestätigung der Geradlinigkeit seines Werkes. Für Pitt Brandenburger ist damit die Idee, gestorbenem Holz zu neuem Leben in Gestalt von ansprechenden Skulpturen zu verhelfen, jedoch nicht abschließend ausgeschöpft. Der Künstler plant in Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Handfertigkeit und der Handwerkskammer ein Projekt, das den „Baum“ in den Mittelpunkt eines Gesamtkunstwerks stellen soll. Man darf gespannt sein.
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