„Weißt du noch, wie wir als Kinder…“

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Seit 1995 gibt es den von der Unesco eingeführten „Tag für das Lesen, für Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für die Rechte ihrer Autoren“, kurz den Weltbuchtag. An dem Tag wird jedes Jahr die Gratis-Anthologie „E Buch am Zuch“ verteilt. Dieses Jahr ist die Kindheit das Thema der Beiträge.

Das Cover der diesjährigen Ausgabe.

Bücher sind nicht jedermanns Sache. Dagobert Duck brachte es auf den Punkt. Als sein Neffe Donald ihm einmal ein Buch zum Geburtstag schenkte, reagierte er entrüstet mit der Bemerkung: „Ein Buch???“ Eine Bemerkung, die heutzutage wohl nicht mehr nur achtzigjährigen Trillionären über die Lippen kommt. Lesen heißt auch sich Zeit nehmen, die ja heute anscheinend zu einer seltenen Ware geworden sein soll. Es wird behauptet, nur noch eine Minderheit lese.

Die Vereinigung „Freed um Liesen“ kämpft gegen diesen Trend an und setzt sich für das Lesen ein. Seit 17 Jahren verteilt sie jeweils am Todestag von Shakespeare und Cervantes gratis, in Zusammenarbeit mit der CFL, eine Literatur-Anthologie an alle Interessierten. Gestern wurde die diesjährige Ausgabe der Öffentlichkeit vorgestellt.
Gemeinsames Thema der vorgestellten Texte ist die Kindheit: Erzählungen aus der Schule, vom Spielen, die Ferienerlebnisse, aber auch über Neugeborene, und weniger angenehme Texte über hässliche oder behinderte Kinder.

Thema Kindheit

49 Texte zum Thema Kindheit in der luxemburgischen Literatur enthält die neueste Ausgabe: 22 luxemburgische, 15 deutsche, elf französische Texte, und sogar ein englischer Beitrag. Die Texte stammen von 39 Autoren, darunter elf Frauen. Der älteste Text ist ein Schlaflied von Michel Lentz, das aus dem Jahr 1873 stammt: „Schlof, mäi Këndche, schlof! Du bass der Mamm hiert Schof.“ Der rezenteste Beitrag ist ein Gedicht aus dem vorigen Jahr von Pit Hoerold: „Erinnerung an B.“

Eigentlich sei geplant gewesen, Texte zu den Themen „Kindheit“ und „Jugend“ in diesem Band zu vereinen. Wegen der großen Menge an verfügbaren Texten habe man sich auf ein Thema beschränken müssen, erklärte Germaine Goetzinger, frühere Direktorin des „Centre national de littérature“ und Vorstandsmitglied bei „Freed um Liesen“.

Claude Conter ging auf die Tatsache ein, dass es in Luxemburg relativ viele Anthologien gebe. Die meisten Autoren seien dem breiten Publikum eben unbekannt, und eine Anthologie sei ein einfacher Weg, unbekannte oder weniger gelesene Autoren unabhängig von ihrem Genre bekannter zu machen. Obwohl das Projekt schon seit 17 Jahren bestehe, sei es keine Gewohnheit, sondern eine Notwendigkeit.

Na, wenn das Angebot dann auch noch gratis ist, kann wohl niemand widerstehen.

* Raoul Biltgen, „Weißt du noch …“ in „E Buch am Zuch“, S. 94.