Was für ein „Luxo“!

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Am 21. Dezember geht Claude Frisoni in Rente. Und er zählt die Tage, weiß immer ganz genau, wie viele es noch sind. Doch eines ist auch klar: Er wird zwar nicht mehr Direktor der Abtei Neumünster sein, sicherlich aber weiterhin schreiben und spielen.

Anders kann er gar nicht. Erneut bewiesen hat er dies mit seiner jüngsten Kreation „Putain, 35 ans!“, die zurzeit im TOL zu sehen ist.

Putain, 35 ans!
von und mit Claude Frisoni


• Inszenierung:

Fabienne Zimmer

• Vorstellungen:
9., 10., 12., 16., 17., 18., 24., 25 und 26. Oktober um 20.30 Uhr

• Théâtre Ouvert
143, route de Thionville
L-2611 Luxembourg
Tel.: (+352) 49 31 66
info@tol.lu
www.tol.lu

Bevor er überhaupt den Mund öffnet, bekommt Claude Frisoni bereits Applaus. Eine „One-Man-Show“ dieses einzigartigen „houren Heckefransous“, der Luxemburg und Luxemburger Eigenheiten sicher besser kennt als so mancher waschechter „Luxo“, verspricht unterhaltsam, provokant, kurzweilig, manchmal poetisch, manchmal nachdenklich, doch vor allem, sehr sehr lustig zu werden.

Auch wenn Frisoni beim Verfassen des Textes für „Putain, 35 ans!“ auf viel bereits bekanntes Material zurückgriff (seine Kolumnen aus Le Jeudi, seine Kabarettabende „Menu de l’actu“, …) und das Enthüllen der eigentlichen Pointe bei manchen Witzen keinen Überraschungseffekt mehr hatte, ist seine Show ein Erfolg. Schon alleine deshalb, weil es einem Publikum immer wieder guttut, wenn jemand ihm den Spiegel vorhält. Mit viel Ironie und Sarkasmus, versteht sich.

Überall Pfaffen

Am schlechtesten weg kommt bei seiner Analyse des Landes, in dem er die letzten 35 Jahre gearbeitet hat, die katholische Kirche und ihre Verstrickung bis in die hintersten Winkel der Gesellschaft. Anhand von Anekdoten macht er seinem Publikum klar, dass ein laizistischer Staat, den Luxemburg immer wieder gerne vorgibt, zumindest fast zu sein, anders aussieht. Auf jeden Fall in seinen Augen. Beispiele hat er genug.

Nicht gerade schmeichelhaft geht Frisoni auch mit der luxemburgischen Sprache um, eine Sprache, die er zwar versucht hat, zu lernen, allerdings auch nicht bedauert, dass er sie bis heute nicht beherrscht. Schließlich kann man in ihr nicht einmal ordentlich eine Frau bezirzen, wie er mit viel Komik und herrlichem Akzent vorführt.

„Putain, 35 ans!“ ist ein Streifzug durch die letzten 35 Jahre. 35 Jahre aus dem Leben Claude Frisonis, 35 Jahre luxemburgische Aktualität. Geschichten erzählen die Geschichte.

Luxemburger Leben

Denn es ist ein Leben in Luxemburg, man könnte auch sagen, ein Luxemburger Leben, das Claude Frisoni in den eineinhalb Stunden ausbreitet. Zuerst im „Centre culturel français“, dann als Koordinator des Kulturhauptstadtjahres 1995, dann bei der ALAC und letztendlich die letzten zehn Jahre als Direktor der Abtei Neumünster – er hat so gut wie alle wichtigen Persönlichkeiten getroffen, die das gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben Luxemburgs in den vergangenen 35 Jahren geprägt haben. Und für jeden hat er die passenden Worte parat. Gegen Ende wagt Frisoni dann auch einen Blick nach vorne, auf die anstehenden Parlamentswahlen und – mit besonders viel Stichelei – auf die mit so einigen Kontroversen einhergehende Suche nach seinem Nachfolger. Ist Claude Frisoni unersetzbar? Wohl kaum. Aber unverwechselbar!