Waghalsige Akrobatik

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Geschäftig werkeln Martin Zimmermann und Dimitri de Perrot neben dem Bühnenboden, der sich in gefährlicher Schräglage befindet. / Marion Adlung

Was wie zufällig aufgereiht aussieht, entpuppt sich dann als ausgeklüngeltes Arrangement, wenn die Klötze wie Dominosteine ineinander fallen und die Geräusche, die sie dabei machen, zum Klangkonzept werden.
Am Samstag stellte das Schweizer Duo Zimmermann und de Perrot sein neues Stück „Öper Öpis“ dem Luxemburger Publikum vor, eine Mischung aus Tanz, Musik, Akrobatik, Zirkus und nicht zu vergessen einer guten Portion Humor. Der Titel ist schweizerdeutsch und heißt übersetzt „jemand“ und „etwas“. Erzählen wollen die beiden von der „Unmöglichkeit, im Anderen den zu finden, den man eigentlich sucht: sich selbst“.
Dabei liefert der Musiker, Komponist und DJ Dimitri de Perrot den passenden Sound, erzeugt aus allen möglichen und unmöglichen Gegenständen Töne und Klänge, während Martin Zimmermann auf der Bühne steht.

UnstabilerBühnenboden

Und die hat es in sich. Ständig kippt der Bühnenboden in neue Schräg- und Schieflagen, mit jeder Bewegung droht der Absturz. Stühle und Tische rutschen von einer Seite zur anderen, während Zimmermann wieder und wieder versucht, die schiefe Ebene zu erklimmen, dabei die Balance verliert, abrutscht und gelegentlich auch abstürzt. Lange bleibt er auf dem wackligen Untergrund nicht allein. Für „Öper Öpis“ hat das Duo renommierte Artisten und Tänzer gewonnen, drei Frauen und zwei Männer, die nun nach und nach ins Spiel eingebunden werden.
Witzig und verrückt geht es auf der Bühne zu. Da wird die zierliche Akrobatin Kati Pikkarainen wie eine Puppe hinter einer Wand vorgezogen, oder ein konturloses Etwas, das aussieht wie ein Sack auf Beinen, entpuppt sich als athletische junge Frau. Eugénie Rebetz spielt mit ihren Reflexionen in einem Spiegel, ihr Körper wird so ins Groteske verzerrt.
Mit stoischem Gesicht persifliert Martin Zimmermann einen Karatekämpfer, seine Körpersprache erinnert an die Stummfilmhelden, einfach köstlich. Atemberaubend schnell ist das Tempo auf der Bühne, gerade noch werden die Damen von den Herren angebaggert, wird der Fitnesskult persifliert, und schon geht es weiter mit waghalsigen akrobatischen Übungen.

FlüchtigeBegegnungen

Victor Cathala, der so unschuldig dreinblicken kann, balanciert Kati Pikkarainen auf Kopf und Händen, Rafael Morales und Biancaluz Capella zeigen Trapezakrobatik ohne Trapez mit Drehungen und Überschlägen, dass ein Raunen durchs Publikum geht. Und nebenbei haben alle Protagonisten mit den Tücken des ständig schwankenden Bodens zu kämpfen.
Gelegentlich bringen sie sich auch selbst aus dem Gleichgewicht, sogar dann, wenn sie sich aufeinander zu bewegen. Vieles geschieht gleichzeitig auf der Bühne, so schnell kann man gar nicht hinschauen. Darüber vergisst man auch, auf Dimitri de Perrot zu achten, der virtuos am Rande der Bühne seine Klänge und Töne erzeugt, die das Spiel auf der Bühne so genial unterstützen. Immer wieder gibt es Zwischenapplaus für die Tänzer und Akrobaten.
Nicht nur der Wagemut der artistischen Einlagen, auch die Absurdität und der Humor des Stückes gefallen. Am Ende feiert das Publikum die Künstler mit im wahrsten Sinne des Wortes tosendem Applaus. Den haben sie sich wahrlich verdient.