Von internationalem Niveau

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Das Galakonzert der „Lauréats de la division supérieure des conservatoires de musique“ am vergangenen Freitagabend war ein wohltuendes Beispiel, wie sich Luxemburg auch kulturell an der Immigration bereichern darf.

Der Konzertabend war das ermutigende Gegenstück zu Deutschlands Superstarsuche – „Luxembourg’s got talent“ – auch wenn die Namen der Laureaten relativ eindeutig nahelegen, dass wohl der mindere, und doch sicherlich nicht der mindeste Teil, seine Urahnen in Schlindermanderscheid verorten kann.

Das philharmonische Orchester Luxemburgs unter der Leitung von Gordon Bragg spielte mit einer zu Herzen gehenden Freude und trug so wesentlich zum Gelingen dieses leider nicht für eine Wiederholung vorgesehenen Konzerts bei.

Welche Waffe kommt als nächste?

Ein Beispiel für das komplizenhafte Engagement der Künstler gegenüber ihren jüngeren Kollegen war schon die augenzwinkernde Überleitung zu Anfang – die Ouvertüre der „Zauberflöte“ als Einstieg zu der ersten Solistin Agnese Nikolovska, die mit ihrem Instrument, der Querflöte, und der Musik des bekannteren Bach-Sprösslings Carl Philipp Emmanuel die Zuhörer dann auch umgehend zu bezirzen wusste. Doch wenn das Lob des Schülers wirklich den Meister ehrt, so dürften am Wochenende besonders Sebastian Plata Acevedo und Olivier Dartevelle zufrieden gewesen sein.

Den 25-Jährigen, der kurz vor seinem ersten Auftritt als „stagiaire“ des OPL steht, hatte der Komponist Dartevelle ausersehen, um als Solist an der Klarinette die Uraufführung seines „Concerto Conversations“ zu interpretieren. Kein einfaches Unterfangen, bedenkt man die Tatsache, dass es sich bei „Conversations“ um eine eher handgreifliche Auseinandersetzung von Solist mit Orchester und insbesondere mit den Schlaginstrumenten handelt.

Ab einem gewissen Moment war man mehr versucht, in die hinteren Reihen zu schielen, um zu entdecken, welches wohl die nächste Waffe sein würde, welche die Perkussionisten aus ihrem Arsenal an Effektinstrumenten zücken würden: Von Xylophon bis Zimbel war so gut wie alles vertreten. Na gut – ein Angklung war auf den ersten Blick nicht zu sehen. Dafür hämmerten, schmetterten und dröhnten alle anderen Idiophone bis sie von dem jungen Kolumbianer wieder aufgefangen und auf ihre Plätze verwiesen wurden – ein Schlangenbeschwörer hätte nicht überzeugender sein können. So wenig ein Beweis auch nötig sein mag, dass aus Medellín nicht nur Kaffee und Kokain importiert werden, hier wurde er zu Gehör gebracht.

Auch Elena Tanase – ein Heimspiel möchte man meinen für die Studentin des Escher Konservatoriums – wusste schnell das Eis zu brechen. Das bisschen Schützenhilfe von Mozart, Massenet und Puccini fällt bei der stimmlichen Durchdringungskraft nur schwerlich ins Gewicht.

Klarer Ausdruck und spürbare Lust

Bei aller Schwärmerei für Ost-Süd-Ost darf allerdings die Vertreterin des hohen Nordens, genauer des Ettelbrücker Konservatoriums, nicht vergessen werden. Die Sopranistin Gaby Wolter-Boever bestach durch ihren klaren Ausdruck und ihre spürbare Lust am Spiel, das sie sowohl als Donizettis „Linda“ als auch als „Konstanze“ unter Beweis stellte, die aus Mozarts orientalisch inspirierter „Entführung aus dem Serail“ siegreich hervorging. Auch in einer Operetten-Republik würde für sie vorbehaltlos der Text ihrer Arie aus der Fledermaus zutreffen: Es wäre der Schaden nicht gering, wenn mit dem Talent sie nicht zum Theater ging.