Neulich hat ein Kollege einer Tageszeitung am Rande einer Ausstellungskritik zur Galerie Schlassgoart in Esch/Alzette die fehlende Beschilderung zur Galerie bedauert. Dies sei wohl ein Grund dafür, dass Kunstfreunde es schwer hätten, den Weg zu diesem Kunsthaus zu finden, ergo Ausstellungen dort zu besuchen. Handelszonen oder gar einzelne abseits gelegene Kaufhäuser sind oft besser gekennzeichnet als Kulturtempel.
Das sollte für die künftige Kulturstadt ein Hinweis dafür sein, dass im Vorfeld des Super-Kulturjahres 2022 diesbezüglich noch so manches zu tun bleibt. Die Minettemetropole ist bedauerlicherweise kein Einzelfall. Wenn man die Agenda der im weitesten Sinne der Kunst zuzuschreibenden Ausstellungen für die Woche vom 5 bis 11. Februar 2021 anhand der ausgezeichneten Übersicht der Zeitschrift woxx genauer analysiert, fällt auf, dass es über 60 Galerien und Kunsthäuser – inkl. Museen – in Luxemburg gibt, außerdem wird auf 14 Online-Angebote im In- und Ausland hingewiesen.
Die Qual der Wahl
Kurzum, der Kunstfreund hat die Qual der Wahl, wobei mittlerweile feststeht, dass der Gang zu Galerien und Museen in der Pandemie schwerer fällt als in „normalen“ Zeiten. Die Kultur leidet ebenso wie andere Bereiche des öffentlichen Lebens, obwohl sie unabkömmlich ist.
Interessant an der genannten Übersicht ist die Tatsache, dass es sowohl in Luxemburg-Stadt und größeren Ortschaften als auch in kleinen Dörfern Angebote für Kunstinteressierte gibt. Ob in Beckerich auf kleinstem Raum oder Düdelingen in zwei bekannten Gemeindegalerien, ob in der Hauptstadt in privaten Galerien, öffentlichen Kulturhäusern oder Museen, ob in Kulturzentren wie in Ettelbrück oder Niederanven, einem Stiftungsbau wie in Remerschen, der kürzlich eröffneten neuen Gemeindegalerie in Schifflingen oder in der größten privaten Ausstellungshalle wie auf Windhof – überall werden internationale und heimische Kunstwerke zur Schau gestellt. Krisenmaßnahmen haben auch dazu geführt, dass selbst in Luxemburg mehr und mehr auf digitale Ausstellungen zurückgegriffen wird.
Die LuxArtWeek 2020 hat auf überzeugende Art und Weise vorgeführt, wie man selbst ohne Live-Ausstellung Kunstwerke plastisch zugänglich machen kann, auch wenn das kein vollwertiger Ersatz für den persönlichen und physischen Besuch einer Ausstellung ist.
Vielversprechend
Wenn im Rahmen des Kulturentwicklungsplans mittlerweile viel an statistischem Material aufgearbeitet wird, etwa eine Liste aller im Kulturbereich vergebenen Preise und Auszeichnungen, wäre es eine Wohltat und eine Erleichterung für alle an bildender Kunst interessierten Zeitgenossen, wenn es eine wöchentliche komplette Agenda der im Großherzogtum und in der nahen Grenzregion angebotenen permanenten und temporären Ausstellungen in privaten und öffentlichen Räumlichkeiten gäbe. Uns dünkt, dass die Printmedien und ihre Online-Plattformen eine derartige Herkulesaufgabe nicht bewältigen können. Hier wären ein koordinierender und kommunikativer Impuls sowie ein finanzieller Schub von öffentlicher Seite willkommen.
In dieser Februar-Woche steigen sowohl Museen als auch Galerien in vielversprechende Ausstellungen ein. Es werden weitere im März folgen. Selbst Kommunen sollten hierbei aktiv mithelfen, den Weg zu eigenen Galerien zu ebnen, damit ein Ausstellungsbesuch nicht bereits auf der Suche nach dem angepeilten Kunsthaus zu einem Fehlschlag wird. Es braucht nicht überall neue Brücken, wie jetzt auf Kirchberg, um besser zum Mudam zu gelangen, aber einige sichtbare Wegweiser wären schon nützlich. Mit dem in einigen Wochen anstehenden Wochenende der offenen Türen in allen Museen des Landes könnte ein erstes Zeichen in dieser Richtung gesetzt werden.
Zwischen Walferdingen und Diekirch gibt es entlang der Fahrradpiste die grösste "open air " Ausstellung Luxemburgs mit 90 grossformatigen Bildern vom Künstler Roger Wohlfart. Tägliche kostenfreie Besichtigung zu Fuss oder mit dem Rad. Sollte auch einmal erwähnt werden.