Vom Schnuller bis zum Sarg

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Es ist längst nicht immer gut, mal mehr praxisorientiert, mal eher auf die reine Ästhetik fixiert. Aber es ist omnipräsent.

Die Rede ist vom Design, das uns überall umgibt und von dem kein Geringerer als die Produktgestalter-Ikone Philippe Starck allen Ernstes behauptet, dass man „doof“ sein müsse, um sich dafür zu interessieren.

Am Mittwoch, den 26. Februar 2014 dreht sich in der „Design Friends“-Konferenz „Check My Machine“ alles um die Thematik des Editorial-Designs. Zu Gast ist der renommierte deutsche Designer Mirko Borsche, der sich in der Gestaltung
von hochwertigen Magazinen, Publikationen, Büchern und Plakaten international einen Namen gemacht hat. In seiner Konferenz gibt Mirko Borsche einen Einblick in seine Arbeiten.
• Die Konferenz findet in deutscher Sprache am Mittwoch, den 26. Februar 2014 um 18.30 Uhr im „Musée d’art moderne Grand-Duc Jean“ (Mudam Luxembourg) (3, Park Dräi Eechelen, L-1499 Luxemburg) statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.designfriends.lu, der Eintritt ist frei.

Tageblatt: Wie kam es zur Gründung von „Design Friends Luxembourg“?
Nadine Clemens: „Es ist so, dass es bereits seit 1995 die Vereinigung ‚Design Luxembourg‘ gibt, die als Föderation die Interessen der professionellen Designer im Großherzogtum vertritt. Was jedoch fehlte, war eine Organisation, die die Thematik des Designs einem breiten Publikum zugänglich macht. So gründeten Silvano Vidale, Arnaud Mouriamé, Mike Koedinger und ich selbst die ‚Design Friends Luxembourg‘.
Dank der Unterstützung unserer Sponsoren und der Mitgliedsbeiträge können wir Vorträge mit führenden Designern aus allen möglichen Branchen organisieren. Des Weiteren haben wir mittlerweile auch bereits zwei Ausstellungen organisieren können, im CarréRotondes etwa, bei der die Typografie im Mittelpunkt stand und im Cercle Cité, bei der es um die Möbel der Firma Thonet ging.“
„T“: Worauf achten Sie bei der Auswahl Ihrer Konferenzler?
N.C.: „Uns ist es vor allem wichtig, dass diejenigen Designer, die wir zu Vorträgen einladen, nicht nur ihr reines Fachwissen vermitteln, sondern auch Visionen haben. Die Veranstaltungen sollen ja keine Werbung für diesen oder jenen Designer sein. Als Beispiel möchte ich hier Murat Günak erwähnen, der im April
vergangenen Jahres hier war und ein Spezialist in Sachen Design von Elektroautos ist. Während seiner Konferenz ging es aber nicht nur darum. Vielmehr ging es auch um den massiven Eingriff in das Stadtbild, den eine immer stärker aufkommende Präsenz von Elektromobilen wohl mit sich bringen wird: Die Geräuschkulisse beispielsweise wird zu einer ganz anderen. Ein anderes Beispiel ist der britische Designer Paul Priestman, der sich vor allem Designfragen beim öffentlichen Transport widmet. Er wird am 23. April unser Gast sein und sich dabei – schließlich soll Luxemburg ja in naher Zukunft wieder eine bekommen – hauptsächlich mit dem Design moderner Trambahnen befassen.“
„T“: Sie haben das Präsidentenamt im Juli 2013 übernommen. Welche Impulse möchten Sie geben?
N.C.: „Bislang war es so, dass die ‚Design Friends Luxembourg‘ ihr Hauptaugenmerk darauf legten, international bekannte Designer aus den verschiedensten Bereichen nach Luxemburg zu holen. In Zukunft wollen wir uns jedoch auch verstärkt der nationalen Szene widmen. Es gibt auch bei uns sehr viele gute
Designer, deren Arbeit mehr Aufmerksamkeit verdient und die es zu unterstützen gilt.“

Starker Tobak von Starck. Aber ob er das auch ernst meint? Schließlich müsste er dann zu den „Oberdoofen“ gehören, gestaltet er doch seit mehr als drei Jahrzehnten unser Umfeld und hat Säuglingsflaschen, Teekannen, Zitronenpressen, Stühlen, Tischen, Bushaltestellen, Zahn- und Toilettenbürsten seinen Stempel aufgedrückt. Sogar das Erscheinungsbild diverser Flugzeuge stammt aus der Feder des Franzosen.

Abgesehen einmal von den anderen Angehörigen unserer Spezies, von Flora, Fauna und dem unendlichen Weltenall ist alles, was uns umgibt, Design. Von Menschen für Menschen gestaltet, mal besser, mal schlechter und sehr selten perfekt. Designer haben die Menschheit vom Schnuller bis zum Sarg fest in ihrem Griff. In Luxemburg vertritt seit fast zwei Jahrzehnten die Föderation „Design Luxembourg“ die Interessen dieser Berufsgruppe. Und seit April 2009 vertritt die Vereinigung „Design Friends Luxembourg“ die derjenigen, die sich für die so vielfältige Thematik der Produktgestaltung begeistern können.

Rund 200 Mitglieder

Rund 200 Mitglieder zählt die Vereinigung, die mittels diverser Aktivitäten wie Konferenzen und Ausstellungen sowie der Herausgabe von Katalogen zu diesen, aber auch der Publikation Dee, eines schmucken Hochglanzmagazins, die Thematik in all ihren Aspekten beleuchtet. Dee wird in diesem Jubiläumsjahr übrigens besonders dick ausfallen und einen umfassenden Rückblick auf die fünf Jahre Existenz der Vereinigung enthalten.

Produktdesign, Food-Design, Sound-Design, Grafikdesign, Lichtdesign, Modedesign, Webdesign … Die Liste ließe sich nach Belieben fortsetzen. Und dass das Interesse am Thema groß ist, wird nicht nur durch die beachtliche Mitgliederzahl von „Design Friends Luxembourg“ unterstrichen, sondern auch durch den stets regen Besuch der Veranstaltungen der Vereinigung belegt. Wie uns Präsidentin Nadine Clemens (siehe auch nebenstehende „3 Fragen an …“) bestätigte, ist das Auditorium im Mudam, wo die meisten Konferenzen stattfinden, stets bis nahezu auf den letzten Platz besetzt.

Wer sich näher über die Luxemburger Designfreunde informieren möchte, kann dies gerne auf der Webseite der Vereinigung tun. Die nächste Veranstaltung findet übrigens schon kommende Woche statt (siehe blauen Kasten links).