Viele Köpfe für viele Projekte

Viele Köpfe für viele Projekte
(Hervé Montaigu)

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Luxemburg hat einen neuen Verlag: Hydre Editions – ein literarischer Verlag, der sich, zumindest erst einmal, darauf konzentriert, dramatische Texte zu veröffentlichen. Drei bis fünf Bücher pro Jahr sind geplant. Zwei sind bereits gedruckt.

Im Jahr 2008 gründeten in Belgien einige junge Künstler, Schauspieler und Schriftsteller, darunter Luc Schiltz und François de Saint-Georges, eine Plattform, ein Künstlerkollektiv. Sie nannten sich „Hydre“ – nach dem siebenköpfigen Ungeheuer aus der griechischen Mythologie. Der Name ist Programm: eine (beinahe) unzerstörbare Basis aus Mut, Durchhaltevermögen, Lust und Können und viele verschiedene Köpfe für viele verschiedene Projekte.

„Logische Konsequenz“

Die Gründung eines eigenen Verlages und damit die Entstehung eines weiteren Kopfes sei nun die „logische Konsequenz“, sagte Luc Schiltz auf der Pressekonferenz am Donnerstag im „Centre national de littérature“. Denn die Motivation der jungen Verleger beruht auf einem ausgeprägten Bewusstsein von der Notwendigkeit eines permanenten Zusammenspiels zwischen der Arbeit auf der Bühne und der Arbeit am Text.

Dass der neue Verlag von einem Autor (Ian de Toffoli) und zwei Schauspielern (Luc Schiltz und Pitt Simon) geleitet wird, ist der große Trumpf des ambitionierten Vorhabens, die Luxemburger Literaturlandschaft mit einem weiteren Verlag zu beglücken. „Sie vereinen ihr literarisch-theatralisches Wissen und Talent mit der Kompetenz, Literatur auch vermitteln zu können“, wie Claude Conter hervorhob.

Sichtlich gerührt von dem Vertrauen, das ihnen der neue Direktor des CNL entgegenbringt, lag Ian de Toffoli viel daran, näher auf die vielen Helfer und Mitarbeiter einzugehen, die sich der Verlag von Beginn an mit ins Boot geholt hat: So konnten sie den in Paris lebenden Typografen Michel Welfringer, der übrigens auch für das Marketing der „Quinzaines des réalisateurs“ in Cannes verantwortlich ist, mit der grafischen Arbeit und dem Lay-out der Bücher betrauen. Herausgekommen ist ein Design ohne viel Firlefanz, doch mit Stil. Beiger Umschlag, luftige Aufmachung und angenehm zu lesende Schrift. Mal schwarz, mal rot.

Internationales „Comité de lecture“

Das „Comité de lecture“, dem zurzeit neben den drei Leitern noch die Autoren Elise Schmit, Stéphane Ghislain Roussel und François de Saint-Georges sowie die Regisseurin Carole Lorang angehören, ist bewusst interdisziplinär und international.

Dem guten Netzwerk weit über die Landesgrenzen hinaus, über das der Verlag bereits verfügt, sei Dank. Denn um den Verlag erfolgreich und bekannt zu machen, wird es sicher nicht reichen, auf Luxemburg zu bauen: Kein Vertreter vom Ministerium, keiner vom Schriftstellerverband, ja nicht einmal jemand vom Verlegerverband war nach Mersch gekommen, um sich anzusehen und anzuhören, was die drei zu zeigen und zu sagen hatten. „Für mich ist das ein klares Zeichen von Unprofessionalität“, meinte ein sichtlich erstaunter Claude Conter. Denn ein Vertreter des Verlegerverbandes müsste doch mit Formular in der Hand die potenziellen neuen Mitglieder begrüßen …

„L’homme qui ne retrouvait plus son pays“ heißt das zweite, bereits gedruckte und passend zur Premiere am 29. Juni erscheinende Buch des Verlags: ein Stück über die verzweifelte Suche nach einem Land, doch Luxemburg existiert nicht mehr, hat sich einfach in einen See verwandelt …