/ „Uns gehört die Welt“-Gefühle
Keine Stühle! Endlich! Die Organisatoren des OMNI-Festivals in der Abtei Neumünster haben verstanden: Stimmung kann nur aufkommen, wenn das Publikum nicht mit dem Hintern festklebt. Eng gedrängt mit Fahnen und Fähnchen warteten rund 3.500 Gäste auf den sympathischen Musiker, der auch prompt, so wie man ihn kennt, auf die Bühne kam: Orangene Schlabberhose, ein beinahe bis auf den Bauchnabel aufgeknöpftes Hemd, eine Kappe auf dem Kopf und natürlich seine Gitarre um die Schultern.
Der mittlerweile 50 Jahre alte Musiker schaffte es binnen weniger Takte, den Innenhof der Abtei zum Beben zu bringen. Sofort kam Festivalstimmung auf. Das Luxemburger Publikum, von dem man solch eine Euphorie eigentlich nicht gewöhnt ist, sang und tanzte mit. Im Laufe des Abends entwickelte sich das Konzert beinahe zu einem Volksfest.
Großer Erfolg mit Clandestino
Manu Chao wurde 1961 als Sohn spanischer Einwanderer in Paris geboren. Sein Vater, zunächst selbst als Musiker tätig, war vor dem faschistischen Franco-Regime geflohen und machte sich in seiner Heimat schnell als einer der wenigen Franco-kritischen Journalisten einen Namen. Sowohl die musikalische Ader als auch sein politisches und soziales Engagement gab er an seine Söhne weiter. 1988 gründete Manu Chao zusammen mit seinem Bruder Antonio die Band Mano Negra: schwarze Hand, was sinnbildlich so viel bedeutet wie illegaler Einwanderer. Bis heute gibt es wohl keinen Musiker, der seine Stimme so bedingungslos wie Manu Chao Flüchtlingen und Migranten gibt.
Nachdem sich Mano Negra 1994 aufgelöst hatte, startete Manu Chao seine Solokarriere. Seine erste, 1998 erschienene Platte heißt „Clandestino“ und gehört zu den weltweit meistverkauften französischen Musikproduktionen aller Zeiten. Vor allem auch in Mittel- und Südamerika war „Clandestino“ ein großer Erfolg.
Selbst überrascht von dem Erfolg seiner ersten Soloplatte, mit der er mehr Umsatz machte als Mano Negra in seiner gesamten Karriere, sagte Manu Chao einmal in einem Interview: „Clandestino ist wie ein Kind, das sich selbst großgezogen hat: Es ist herangewachsen, ohne dass ich ständig hinter ihm her rennen musste.“
Ohrwurmmusik mit klarer Botschaft
Es ist wohl die Mischung aus „Ohrwurmmusik“ und klarer politischer Botschaft, mit der sich Manu Chao in die Herzen seiner Fans überall auf der Welt spielt. Auch am Dienstagabend in der Abtei war auffällig, wie gemischt das Publikum war. Die Musik Manu Chaos gefällt Menschen quer durch alle Altersklassen und sozialen Schichten. Ein Erasmus- Student, der wild seine Nicaragua-Fahne schwingt, rechts daneben ein Europa-Beamter mit Bier und links davon genüsslich rauchende End-Vierziger.
Die wilde Mischung aus Rock, Ska, Reggae, Rap, Flamenco und Salsa mit der wunderbaren Stimme Manu Chaos, die vor allem spanisch, aber auch französisch, portugiesisch, englisch, italienisch und auch galicisch singt, ist ein Beispiel für gelebtes Multikulti, das in letzter Zeit ja gerne für tot erklärt wird.
Dass Manu Chao sein Publikum am Dienstagabend noch mit einer Zugabe verwöhnte, die beinahe genauso lange dauerte wie das Konzert selbst, zeigt, wie unprätentiös Musiker sein können. Und übrigens, die Ticketpreise von höchstens 25 Euro macht er zur Bedingung für seine Auftritte.
- Blau durch den Sonntag - 18. September 2017.
- 38-jähriger Vermisster aus Schieren ist tot - 4. August 2017.
- Polizei fasst Einbrecher und Komplizin - 3. August 2017.