Unglaublich laut und doch so sanft

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Sie haben das geschafft, was viele nicht für möglich gehalten haben. Nickelback haben Kuschelrock für alle Menschenseelen schmackhaft gemacht. Selbst für hartgesottene Metalheads, die nie wieder vor Scham zu erröten brauchen, wenn sie, in der ersten Reihe stehend, ihr Feuerzeug in den Himmel strecken.

Denn sie sind nicht mehr allein. Und ihre Leidenschaft für gefühlvolle Musik müssen sie nicht mehr im Verborgenen ausleben. Ja, dank Nickelback ist es wieder völlig in Ordnung, Gefühle offen zum Ausdruck zu bringen. Selbst in der Öffentlichkeit! „Never gonna be alone!“, singt Chad Kroeger unglaublich ausdrucksstark und offenherzig. Und alle die ihm zu hören, wünschen sich, dass das Gänsehautgefühl für alle Ewigkeit andauern wird.
Nein, die Musikindustrie haben sie nicht revolutioniert. Selbst nicht mit ihren weltweit 35 Millionen verkauften Tonträgern. Auch haben sie das Rad nicht neu erfunden. Zwar bewegen sich die Musiker von Nickelback mustergültig zwischen slow-Metallica und soft-Queens of the Stone Age, doch Singles wie etwa „If today was our last day“ oder „Burn it to the ground“, allesamt Ohrwürmer auf Lebenszeit, offenbaren kaum nennenswerte Variationen: stimmlich als auch musikalisch. Ihren unglaublichen Erfolg können sich die vier Kanadier auch nicht so recht erklären. Für sie zählt nur die Musik, eingehüllt in eine eindrucksvolle und wundersame Glamour-Welt, wie wir sie sonst nur aus Hollywood kennen.
Und spätestens seit Mittwochabend wissen wir, dass Größenwahnsinn durchaus auch positive Charakterzüge haben kann. Mit 17 Lastwagen sind Nickelback nach Luxemburg angereist und haben binnen kürzester Zeit die Rockhal in einen wahrhaftigen Sonnentempel verwandelt und LCD-Bildschirme aufgestellt, die bis an die Decke reichten und auf die jede Menge verwirrende Bilder projiziert wurden.

Nur die Spitzedes Eisbergs

Laute Musik, gewürzt mit einer kräftigen Prise Entertainment: Mit diesem Rezept touren heutzutage viele Bands durch die Welt und versuchen die Wunden, die der Zerfall der Musikindustrie – drastischer Rückgang der Verkaufszahlen von Tonträgern – aufgerissen hat, zu heilen. Manche treiben’s dann doch auf die Spitze. Nickelback sind da keine Ausnahme, angesichts der Tatsache, dass die Eintrittspreise für das Konzert in der Escher Rockhal zwischen 40 und 295 Euro variierten! 295 Euro? Klar, solche Tickets wurden mit einigen zusätzlichen Gadgets angeboten. Doch wir verzichten dankend, wie übrigens alle Fans, die am Mittwochabend nach Esch gekommen sind, um einem der eindrucksvollsten Konzerten der letzten sechs Monate beizuwohnen.
Und schon am Sonntag geht der Wahnsinn in die nächste Runde! Mit wie vielen Lastwagen Rammstein wohl anreisen wird?

Emile Hengen

www.nickelback.com