Umstrittener Kämpfer

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Der Maler Willi Sitte ist tot. Der 92-Jährige starb am Samstag in seinem Haus in Halle, wie eine Sprecherin der Willi Sitte Galerie in Merseburg mitteilte. Sitte war einer der wichtigsten Künstler der DDR, wegen seines damaligen politischen Engagement

Sitte galt neben Malern wie Bernhard Heisig und Werner Tübke als einer der wichtigsten Vertreter des sogenannten sozialistischen Realismus. Als Präsident des Verbandes Bildender Künstler nahm er in den 1970er- und 1980er-Jahren eine herausragende Position im Kunstbetrieb der DDR ein.

Willi Sittes „Hommage – Lenin“. (AFP)

Der 1921 im tschechischen Kratzau geborene Sitte schloss sich früh einem kommunistischen Jugendverband an. Von 1941 bis 1944 leistete er Kriegsdienst bei der Wehrmacht, schloss sich 1944 aber den italienischen Partisanen an. Nach Kriegsende arbeitete Sitte zunächst freischaffend in Mailand, ein Jahr später ließ er sich in Halle nieder. Sitte war unter anderem Abgeordneter der DDR-Volkskammer und von 1986 bis 1989 Mitglied im Zentralkomittee der SED.

Arbeiter, Aktbilder und Zeichnungen

Sitte stellte nicht nur Arbeiter dar oder klagte in seinen Bildern den Krieg an, auch Aktbilder und Zeichnungen gehören zu seinem Gesamtwerk. 1977 beteiligte er sich bei der weltweit beachteten Dokumenta in Kassel und wurde damit auch einem breiteren Publikum im Westen bekannt.
Auch nach der Wende stellte Sitte weiter aus, wegen seiner politischen Funktionen in der DDR musste er sich aber vielen kritischen Debatten stellen und blieb bis zuletzt umstritten. 1990 erklärte er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Macht, die er besessen habe, „nie missbraucht, sondern zum Nutzen vieler Kollegen eingesetzt zu haben“.Seit 2006 bewahrt die Willi-Sitte-Stiftung mit Sitz in Merseburg das umfangreiche künstlerische Werk des Malers. Die Werke stammen aus dem Privatbesitz des Künstlers. In der Sitte-Galerie für realistische Kunst gibt es regelmäßig Ausstellungen.