Treffen wie diese

Treffen wie diese
(Nicolas Schul)

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„In der Poesie gibt es nichts zu verstehen. Man muss ihr zuhören und sie leben. Und vielleicht einmal in seinem Leben unglücklich verliebt gewesen sein.“

Solche Sätze werden in „Maestro“, dem
neuen Film von Léa Fazer, gesprochen. Ein Film voller Poesie, Leichtigkeit,
Freundschaft und Schönheit, eine Hommage an Eric Rohmer und an Jocelyn Quivrin, an das Autorenkino und an die Kraft des Spielens.

Ursprünglich wollte der Schauspieler Jocelyn Quivrin diesen Film drehen. Und zwar als Hommage an Eric Rohmer, den bekannten Regisseur für Autorenfilme, mit dem er seinen letzten Film „Les amours d’Astrée et de Céladon“ drehen durfte.

Nachdem Jocelyn Quivrin 2009 dann bei einem tragischen Autounfall ums Leben kam, war es Léa Frazer, enge Freundin des Verunglückten, die sich der Aufgabe annahm und das gemeinsame Drehbuch auf die Leinwand brachte.

Ein Treffen wie im Bilderbuch

Und so wurde aus einer geplanten Hommage an Eric Rohmer eine Hommage an gleich mehrere Künstler, ja eigentlich an die Kunst an sich.

Es handelt sich ein bisschen um ein Zusammentreffen wie im Bilderbuch, ein Treffen, das sich viele junge Künstler wünschen, Treffen, die das eigene Leben nachhaltig beeinflussen. Henri Renaud (Pio Marmaï) ist ein junger, bisher drittklassiger Schauspieler, der wegen seines netten Aussehens vorzugsweise für Werbespots gebucht wird, der Actionfilme liebt, Bruce Willis als sein Idol ansieht und mit Poesie, Theater oder Kunst nicht wirklich viel am Hut hat. Vielmehr lässt er leicht hinkende Witze vom Stapel, isst Nudeln mit nichts und düst mit seinem Motorrad durch die Gegend. Durch glückliche Umstände bekommt er die Hauptrolle in einem Film des Regisseurs Cédric Rovère (Michael Lonsdale). Rovère, der angesehene Regisseur für Autorenfilme, der weiterhin analog dreht, der in einem Meer von Büchern lebt, für den der Text alles und Special Effects nichts sind.

Schon beim ersten Zusammentreffen der beiden wird trotz der Bluffversuche Henris die große Intimität zwischen den beiden deutlich. Voneinander in ihrer Unterschiedlichkeit angezogen, spüren sie beide und mit ihnen der Zuschauer, dass eine gemeinsam verbrachte Zeit sich für beide nur positiv auswirken kann. Der Film spielt dann die meiste Zeit am Drehort, an einem naturbelassenen Fleck irgendwo im französischen Hinterland. Regisseur, Schauspieler, Techniker, Maskenbildnerin und Junge für alles – sie wuseln herum, auf der einen Seite das Professionelle, der gemeinsame Film, der sie alle eint, auf der anderen Seite die privaten Problemchen eines jeden … „Maestro“ ist ein Film, der beglückt. Er bietet alles, damit der Zuschauer einen guten Abend verbringt: tolle Schauspieler, ein zwar vorhersehbares, doch kohärentes Drehbuch, eine Kulisse der natürlichen Schönheit, subtilen Witz und natürlich ganz viele schöne Sätze über das Kino und die Kunst …