Kopf des TagesKeine Lust auf Legende: Thomas Gottschalk wird 70

Kopf des Tages / Keine Lust auf Legende: Thomas Gottschalk wird 70
 Tom Weller/dpa

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Fernsehmoderator Thomas Gottschalk wird 70

Thomas Gottschalk hätte zur Legende werden können. Als er „Wetten, dass..?“ an den Nagel hängte, hätte er sich ausruhen können auf dem Wissen, Fernsehgeschichte geschrieben zu haben. „Aber was habe ich denn davon?“, fragte er im vergangenen Jahr bei einer Lesung in München aus seinem jüngsten Buch „Herbstbunt“. „Grundsätzlich ist einfach der Spaß an der Sache größer als die Lust, Legende zu sein“, sagt Gottschalk, der am heutigen Montag seinen 70. Geburtstag feiert, nun in einem Interview des Bayerischen Rundfunks (BR). „Wenn ich die Chance habe, rauszukommen und zu sagen: Guten Abend in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dann tue ich das.“

Im November wird es ganz nostalgisch: Der dann 70-Jährige kommt – so die Pandemie es erlaubt – mit seinem ganz großen Erfolg zurück auf den Bildschirm und will noch einmal die Show moderieren, die dafür sorgt, dass man ihn eigentlich in einem Atemzug mit Hans-Joachim Kulenkampff oder Peter Frankenfeld nennen muss: „Wetten, dass..?“

Das mediale Lagerfeuer, das Gottschalk zwischen 1987 und 2011 regelmäßig anzündete, ist inzwischen zwar erloschen, doch vor noch gar nicht allzu langer Zeit sprach man am Montag danach darüber – im Büro und auf dem Schulhof. Seine Outfits sind ebenso legendär wie die Tatsache, dass die berühmtesten seiner Gäste immer schon nach fünf Minuten ihren Flieger kriegen mussten.

Doch so glanzvoll Gottschalks „Wetten, dass..?“-Vergangenheit auch ist, mit Alternativen auf dem Bildschirm hatte er oft kein glückliches Händchen. Er scheiterte phänomenal mit einer Vorabendshow im Ersten und zog Kritik auf sich, als er neben Dieter Bohlen in der „Supertalent“-Jury von RTL Platz nahm.

Dass Gottschalk seine Frau Thea nach fast einem halben Jahrhundert, zwei gemeinsamen Söhnen und Enkelkindern für eine Jüngere verließ, machte Schlagzeilen im vergangenen Jahr, kurz nachdem seine Villa in Malibu abgebrannt war. „Meine erklärte Absicht war es eigentlich, als abgeklärte Fernsehlegende in Malibu die Füße hochzulegen, während sich die Nation nur schwer mit dem Gedanken abfinden kann, ihre Samstagabende ohne mich zu verbringen“, schreibt er in Herbstbunt. Doch: „Malibu ist abgebrannt, die Nation plant das Wochenende ohne mich, und statt in meiner kalifornischen Windmühle in die Abendsonne zu blinzeln, die glutrot im Pazifik versinkt, habe ich mir mit neuer Partnerin in Baden-Baden eine renovierte Dachwohnung gemietet.“

Er sei sich seiner Sache stets sehr sicher gewesen, schreibt Gottschalk in dem Buch auch. „So sicher, dass ich mir im Rückblick fast eine gewisse Arroganz eingestehen muss. Das wurde mir aber erst klar, als mir im letzten Drittel meiner Reise nach meinem beruflichen auch mein privates Leben um die Ohren flog.“ Als notorischem Dampfplauderer falle es ihm inzwischen schwer, zu erkennen, wo heute die Grenzen des guten Geschmacks verlaufen, räumt er in der 2019 erschienenen Biografie auch ein. (dpa)

sally
17. Mai 2020 - 21.31

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