Titanic: Augenzeugenbericht veröffentlicht

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Fast 100 Jahre nach ihrem Untergang fasziniert der Mythos Titanic die Menschen noch immer. Zahlreiche Legenden ranken sich um die Schicksalsnacht des Ozeanriesen im Jahr 1912. Ein Zeugenbericht, darüber, wie das Unglück seinen Lauf nahm, soll 16. Oktober in London versteigert werden.

Dabei handelt es sich um eine eidesstattliche Erklärung der Überlebenden Laura Francatelli, die sie für eine britische Untersuchungskommission anfertigte.

In dem Bericht beschreibt Francatelli, wie sie und ihre berühmten Arbeitgeber – Sir Cosmo Duff-Gordon und Lady Lucy Duff Gordon – dem Tod in einem Ruderboot entkamen, das Platz für 40 Menschen bot, aber nur mit zwölf besetzt war.

„Es gibt eine Menge Berichte, die kurz darauf eingehen, aber diese Erklärung führt detailliert aus, wie sich Lady Duff die gesamte Zeit über krank fühlte, wie das Ruderboot auf den Wellen auf und ab tanzte und die Schreie hallten“, sagte Andre Aldridge, ein Auktionator des Hauses Henry Aldridge Son, das den Bericht versteigern soll.

Die Verkäufer rechnen mit einem Preis zwischen 11.500 und 17.000 Euro für das Dokument, auch weil die Geschichte um Sir Cosmo und Lady Duff zu einer der Legenden rund um den Untergang der „Titanic“ gehören.

Blutgeld

„Sie waren zwei der umstrittensten Überlebenden“, sagte Aldridge. „Sir Cosmo gab jedem der Angehörigen der Mannschaft im Rettungsboot fünf Pfund, was damals eine Menge Geld war, und es wurde damals als Blutgeld angesehen.“ Die darin enthaltene Anschuldigung ist, dass der wohlhabende Sir Cosmo die Mannschaft dafür bezahlt habe, dass sie ihn in Sicherheit brachte, ohne zur Rettung der Ertrinkenden zurückzukehren.

Allerdings sei es auch möglich, dass Sir Cosmo den Männern das Geld gab, um seine Dankbarkeit auszudrücken. Dass Francatellis Darstellung ihrem Arbeitgeber wohlgesonnen ist, sei keine Überraschung, sagt er. Bei ihr klinge es, als ob Sir Cosmo die Männer „aus der Güte seines Herzens“ heraus bezahlte.

Grauen

In ihrem Bericht beschreibt die Privatsekretärin von Lady Duff eine Szene schieren Grauens. „Wir ruderten immer weiter und hielten inne und ruderten weiter“ schrieb sie. „Ich hörte, wie über den Sog geredet wurde, den das untergehende Schiff erzeugen würde. Ich weiß nicht, wer an dem Gespräch teilgenommen hat. Wir waren bereits weit weg, als wir sahen, wie sich das Heck der Titanic in die Luft hob und wieder aufs Wasser stürzte.

Es erzeugte ein fürchterliches Grollen. Dann folgten die Schreie und das Weinen. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Es wurde kaum geredet. Die Männer sprachen über Gott, Gebete und ihre Frauen. Es war stockfinster.“

Francatelli war 31 Jahre alt, als die „Titanic“ am 14. April 1912 auf einen Eisberg auflief. Ihr unterschriebener Augenzeugenbericht wurde der britischen Untersuchungskommission als Beweis vorgelegt. Sie starb 1967. Die eidesstattliche Erklärung befand sich seit ihrem Tod in privaten Sammlungen.

(dapd)