Kopf des Tages / Tiefgang und Charme ohne Starallüren - Robert Redford wird 85
Robert Redford wird 85
Als charmanter Ganove wurde Robert Redford vor über 50 Jahren zum führenden Hollywood-Star. In der Western-Komödie „Zwei Banditen“ (1969, Originaltitel: „Butch Cassidy and the Sundance Kid“) überfiel er zusammen mit Paul Newman Eisenbahnen und Banken. Ergraut, aber immer noch mit dem charismatisch-umwerfenden Lächeln, zückte Redford in „Ein Gauner & Gentleman“ (2018) als der alte Bankräuber Forrest Tucker wieder höflich die Waffen.
„Ich dachte, es wäre wunderbar, wenn mein letzter Film skurril, peppig und lustig sein würde“, sagte Redford 2018 nach der Premiere beim Filmfestival im kanadischen Toronto. Tucker habe Spaß an seinem Gaunerleben gehabt. Er selber habe von klein auf eine rebellische Seite gehabt und sich immer wie ein Außenseiter gefühlt, erzählte der Star damals dem San Francisco Chronicle.
Redford im Ruhestand? Noch nicht ganz. Der Schauspieler und Regisseur, der am heutigen Mittwoch 85 Jahre alt wird, konnte für einen weiteren Auftritt überredet werden. In dem Superhelden-Spektakel „Avengers: Endgame“ (2019) zeigte er als Agent Alexander Pierce seine Bösewicht-Seite. Doch nun meint es der Hollywood-Star wohl ernst. Im Interview mit der Zeitschrift Rolling Stone sagte Redford im April, dass er die Arbeit vor oder hinter der Kamera nicht vermisse. Diesen Job überlasse er nun anderen.
Mit 81 Jahren stand er zusammen mit Jane Fonda noch im Rampenlicht. Das Filmfest in Venedig verlieh den beiden Leinwandveteranen 2017 den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Dort stellten sie auch das Liebesdrama „Our Souls at Night“ vor, in dem sie Nachbarn spielen, die sich langsam annähern. „Ich wollte unbedingt wieder mit Jane arbeiten, bevor ich tot bin“, flachste Redford damals vor Reportern.
Sein Aufstieg in Hollywoods Star-Riege war eher holprig. Geboren wurde Redford im kalifornischen Santa Monica, am Rand der Filmmetropole. Als Sohn eines Milchmanns wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. Ein Sport-Stipendium verschaffte ihm Zutritt zu der Universität von Colorado. Der junge Redford trampte durch Europa, verkaufte selbstgemalte Bilder und schaffte es schließlich über Umwege in eine New Yorker Schauspielschule.
Nach Filmen wie „Barfuß im Park“ mit Jane Fonda und der Westernkomödie „Zwei Banditen“ wurde der Schönling mit stahlblauen Augen, kantigem Gesicht und blondem Haarschopf Ende der 1960er-Jahre schnell zum Leinwandidol. Auf der Leinwand glänzte er als Liebhaber, etwa mit Mia Farrow in „Der große Gatsby“ (1974) oder an der Seite von Meryl Streep in dem preisgekrönten Melodram „Jenseits von Afrika“ (1985).
Sein Privatleben hielt Redford aus den Schlagzeilen heraus. Bereits mit 22 Jahren heiratete er die spätere Historikerin Lola Van Wagenen, die Ehe der vierfachen Eltern wurde 1985 geschieden. Ihr erstgeborener Sohn starb im Alter fünf Monaten. Sohn James, ebenfalls Filmemacher, erlag im vorigen Oktober mit 58 Jahren einer Krebserkrankung.
Die zweite Hochzeit feierte Redford in Hamburg. Dort gab er 2009 seiner langjährigen deutschen Freundin, der Malerin Sibylle Szaggars, das Jawort. Redford, ein begeisterter Skifahrer, Reiter und Wanderer, lebt seit Jahrzehnten fernab von Hollywood in einem Landhaus im US-Staat Utah. In den Rocky Mountains rief er 1980 das „Sundance Institute“ und das inzwischen größte US-Filmfest für unabhängige Produktionen ins Leben. Jedes Jahr im Januar trifft sich beim Sundance-Festival die Independent-Szene. Redford versteht es als seine Mission, junge, kritische Stimmen zu fördern.
Als Vorzeige-Liberaler bezog er auf der Leinwand oder im Regiestuhl gerne Position. Als Hauptdarsteller in der Wahl-Satire „Bill McKay – Der Kandidat“ wurde er schon 1972 politisch, dann in dem Drama „Die Unbestechlichen“ (1976) zusammen mit Dustin Hoffman als „Watergate“-Spürhunde der Washington Post, die Richard Nixon zu Fall brachten.
In seiner langen Karriere holte der Star nur eine Oscar-Trophäe, 1981 als Regisseur von „Eine ganz normale Familie“. Ein Trostpflaster: 2002 ehrte ihn die Filmakademie mit einem Lebenswerk-Ehrenoscar. Nach eigenen Angaben würde er in seinem Leben rückblickend kaum etwas ändern wollen. Gibt es etwas, was er bereut? „Nein, ich würde alles wieder so machen, auch die Fehler, die gehören dazu, das ist Teil des Lebensprozesses“, sagte der Schauspieler und Regisseur. Schlagfertig antwortete er im April auf die Rolling-Stone-Frage, welche persönlichen Lebensregeln ihm am wichtigsten seien. „Einen schönen, langen Spaziergang machen und einen großen Schluck guten Tequila nehmen.“ (dpa)
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