Auch wenn der erste Teil der Tanzvorführung, betitelt mit „Swamp“, noch nicht so stark die persönliche Note Michael Clarks trug, stimmten die Gesten der sechs Tänzer mit der Musik von Bruce Gilbert überein. Den Tänzern gelang es wunderbar, sich zu einer abstrakten, nicht immer klar durchschaubaren Musik zu bewegen.
Doch im zweiten Teil zeigte Michael Clark die für ihn so originelle Interpretation des zeitgenössischen Tanzes. Scharf, durchdringend und mit einer rhythmischen Heftigkeit: Der Choreograf führte eine ihm eigenartige Form der Bewegung vor. Dabei stellten die Tänzer neu durchdachte Sprünge, „cambrés“, „pliés“, „déboulés“, „arabesques“, „développés“ und „grand jetés“ dar.
Das zeitgenössische Tanzerlebnis mischte sich somit mit einer „rockischen“ aber auch modernen Atmosphäre, beziehungsweise mit den Songs der siebziger Jahre. Vor allem war die Musik von „The Velvet Underground“ und David Bowie präsent. So gab es „Heroin“, „Ocean“, „Sweet Thing“ oder „Aladdin Sane“ zu hören. Ab und zu erklangen auch Electro-Funk oder sogar Synth-Pop Töne von der deutschen Band „Kraftwerk“.
Konnotation
Die Bildästhetik und die psychedelischen Kostüme passten sich ebenfalls der zeitgenössischen Kunst an. Die Kleidung ähnelte teilweise Badeanzügen, einem Mikrophon oder war mit Schleiern geschmückt, was in einer subtilen Weise auf die aktuelle Debatte um die Ganzkörperschleier anspielte.
Es entstand eine Symbiose zwischen Tanz, Experimental- und Pop-Musik, moderne Bühnenmalerei und -bild. Zudem überzeugten die Tänzer durch hervorragende Technik. Mit einer Leichtigkeit und einer scheinbaren Mühelosigkeit bewegten sie sich quer durch den Raum.
Mal nüchtern, mal schrill
Der Hintergrund wechselte auch von Lied zu Lied. Mal einfach, geomaterisch und nüchtern mit einer einfarbigen aber scharfen Farbe, mal zog ein weißes Band seine Linien.
Mal schrill und polychromatisch, besonders bei Soloauftritten, die das Publikum mit atemberaubenden Bildfolgen begeisterten. Zeitweise war auch David Bowie auf dem Bildschirm zu sehen, ein britischer Musiker der zu einem der einflussreichsten Popkünstler der jüngeren Musikgeschichte gehört. Dabei wandelte sich mit der Zeit der Tanzauftritt in ein Crescendo um. Der Rhythmus stieg von Lied zu Lied, auch wenn die Aufführung ab und zu in eine melodramatische und langsame Darbietung zurückfiel.
Micheal Clark Company – „Come, Been and Gone“
Grand Théâtre
Donnerstag, den 11. November
Freitag, den 12. November
Beide Vorführungen sind bereits ausverkauft.
Seinen Höhepunkt erreichte der Abend im letzten Teil des Auftritts, „come again“, beim Lied „Jean Genie“ von David Bowie. Die Tänzer tauchten mit gestreiften Jacken auf und bewegten sich in perfekter Synchronisation, perfekt passend zur Musik. Der Tanz entwickelte eine mitreißende Dynamik. Dabei „marschierten“ zwei Tänzerinnen Arm in Arm auf Zehenspitze, „sur les pointes“, auf der Bühne, was zum Staunen vieler Zuschauer führte.
MnM
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