Streit um Foto-Schausteller am Times Square

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Wenn sich Spiderman mit Polizisten statt Verbrechern prügelt, dann ist etwas verkehrt. Am Times Square in New York gab es Zwischenfälle mit Comic-Darstellern, die sich Touristen als Fotomotiv anbieten. Jetzt haben Elmo, SpongeBob und Co. eine Art Vertretung gegründet.

Carlos ist 27 Jahre alt und sitzt in einem Café, ein paar Straßen vom Times Square in New York entfernt. Er beginnt gleich seine Arbeit als Iron Man. Er ist einer von fast 150 Schaustellern, die als Comic-Helden verkleidet, am Times Square arbeiten. Sie verdienen Geld, indem sie mit Touristen auf Fotos posieren und anschließend von ihnen ein Trinkgeld verlangen. Nicht immer ohne Konflikte.

Jeder arbeitet für sich, einen Arbeitgeber gibt es nicht. Acht bis neun Stunden pro Tag an sechs Tagen in der Woche stehe er am Times Square, sagt Carlos. An guten Tagen verdiene er bis zu 80 Dollar (etwa 62 Euro), an schlechten vielleicht 10. Es ist Mittag und sein Kollege leert seinen Sammelbeutel aus. Gerade einmal ein paar Dollar sind es an diesem Vormittag geworden.

Unter Beobachtung

Wie viele der Times-Square-Darsteller kommt Carlos aus Peru. Er zieht sein selbst gemachtes Kostüm über und erzählt, dass er seinen Job oft hasst. „Seit den letzten Vorkommnissen mag die Polizei uns Kostümierte nicht mehr sonderlich“, sagt er. „Sie beobachten uns ständig“.

Ende Juli hatte ein als Spiderman Kostümierter einen Polizisten ins Gesicht geschlagen und wurde verhaftet. Der Polizist hatte sich eingeschaltet, als der Spiderman-Darsteller von Touristen mehr Geld für ein Foto verlangte, als die geben wollten. Ein anderes Mal gerieten zwei Elmos aneinander, weil sie auf das gleiche Foto wollten.

Beschwerden

Wie das Magazin „The New Yorker“ berichtete, gingen bei der Times Square Alliance, die die Geschäfte in der Gegend überwacht, immer wieder Beschwerden von Touristen ein, die zu höheren Trinkgeldern gedrängt oder die körperlich von den Darstellern angegangen wurden.

Bald schaltete sich die Politik ein. Zwei Mitglieder der Stadtverwaltung plädierten für ein neues Gesetz, das von jedem, der sich im öffentlichen Raum verkleidet, eine Lizenz verlangt. Nach einem Bericht der „New York Times“ versprach auch Bürgermeister Bill de Blasio „Schritte, um die neue Realität zu regulieren“.

Lizenzen

Nicht alle Darsteller sind legal in die USA eingewandert. Lizenzen würden für sie das Geldverdienen am Times Square kaum mehr möglich machen. Um dem vorzubeugen, haben sich die Comic-Helden zusammengeschlossen und eine „Gesellschaft der Künstler für ein Lächeln“ gebildet. Mit Unterstützung der Immigranten-Selbsthilfeorganisation La Fuente treffen sie sich seit Anfang August ein Mal in der Woche, um einen Verhaltenskodex zu besprechen und den Kontakt untereinander zu verbessern.

„Die Darsteller sind selbst mit der Idee auf uns zugekommen“, sagt Alex Gomez von La Fuente. „Es ist ihnen wichtig, dass sie ihre Interessen repräsentiert wissen“. Wichtig sei, dass viele der Darsteller sich als Künstler sehen und den Times Square zu einem Platz für Familien machen wollen. Es sei schade, wenn dies von Einzelnen erschwert werde, sagt Gomez.

Iron Man Carlos ist froh über die Treffen und hofft auf eine Verbesserung. Er wolle bloß seinen Job machen und den Touristen eine Freude bereiten. Sein Kollege Hugo Avila, der als SpongeBob arbeitet, fügt leise hinzu, dass möglicherweise auch den Touristen ein Verhaltenskodex gut täte.

Gerade erst musste er sich ein neues SpongeBob-Kostüm kaufen, weil bei seinem alten ständig die Nase abgerissen wurde. Als sich Avila durch das Gedränge am Times Square schiebt, verpassen ihm ein paar Jugendliche lachend einige Schläge auf den Rücken. Avila winkt tapfer weiter und sucht nach dem nächsten Touristen mit Kamera.