Spuren hinterlassen

Spuren hinterlassen

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Spraydosen in allen Farben stehen auf dem Boden, Filzstifte liegen in großer Zahl daneben.

Und wohin das Auge blickt, Leinwände mit bunten Graffiti. Einige bereits fertig, andere noch in Arbeit. Wir befinden uns in der Escher Straße in der Hauptstadt, auf dem Dachboden eines Appartementhauses, den der junge Künstler Thomas Iser (27) als Atelier nutzt.

Vita

Thomas Iser wurde am 2. September 1987 als Sohn eines französischen Vaters und einer luxemburgischen Mutter in Metz geboren.
Den Schulabschluss machte er in Arlon. Mit einem BTS-Diplom arbeitete er zunächst bei der luxemburgischen Beratungsfirma für Architektur- und Ingenieurswesen Progroup, bevor er sich als Künstler selbstständig machte. Thomas Iser lebt und arbeitet in der Hauptstadt.

Web:

facebook.com/thomasiser
instagram.com/angeljumps
instagram.com/
thomas_iser_sunny_boy_1987

„Art2Cure“

Zusammen mit Jhemp Bastin, Fernand Bertemes, Christian Frantzen, Miikka Heinonen, Belen Irazola, Théid Johanns, Philippe Lamesch, Isabelle Lutz, Guy Michels, Martine Pinnel, Roland Quetsch, Sergio Sardelli, Armand Strainchamps, Sumo, Nico Thurm, Joachim und Wouter van der Vlugt stellt Thomas Iser in der Escher Kulturfabrik im Rahmen der Aktion „Art2Cure“ aus, die von der biomedizinischen Abteilung der Uni Luxemburg veranstaltet wird und deren Erlös der Parkinson-Forschung zugute kommen soll. Die Vernissage findet am morgigen Samstag ab 17 Uhr statt. Geöffnet ist die Ausstellung weiter vom 15. bis 19. Juni von 16 bis 20 Uhr und am Samstag, den 20. Juni von 10 bis 18 Uhr.

Infos: www.kulturfabrik.lu

Er nennt sich auch noch „Sunny Boy 1987“ und strahlt ein Maximum an Selbstbewusstsein aus. Kein Zweifel: Dieser Mann hat ein gesundes Ego. Und macht auch keinen Hehl daraus. „Ich bin ein Egozentriker“, meint Thomas Iser, als wir ihn in seinem Atelier besuchen.

Dass das in der Kunstszene nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, ist bekannt. Vor allem, wenn die Egozentrik mit einem großen Durchhaltewillen, dem nötigen Arbeitsdrang und der Lust, immer wieder Neues zu entdecken, einhergeht. All dies trifft auf den jungen Künstler zu, der nach einer kurzen Phase als Angestellter eines Beratungsbüros für Bauwesen (ProGroup) vor rund drei Jahren beschloss, sein Leben fortan als selbstständiger Künstler zu bestreiten.

Künstlerlaufbahn

„Ohne die großzügige Unterstützung meines ehemaligen Arbeitgebers und Mäzens Romain Poulles wäre dies niemals möglich gewesen“, betont Iser, der, wenn er nicht gerade auf Reisen ist, unermüdlich in seinem Atelier an seinen Graffiti-Leinwänden arbeitet. „Ich möchte Spuren hinterlassen“, so der Künstler, als er uns einige seiner Arbeiten erklärt. „Das Leben ist kurz und ich möchte, dass später etwas von mir bleibt.“ Das sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb er sich für eine Künstlerlaufbahn entschieden habe.

Fast alle Werke, die wir in seinem Atelier sehen, tragen autobiografische Züge. Seine Leinwände, die er immer und immer wieder überarbeitet, sind meist Kombinationen aus Fotografie und Malerei. Sehr oft finden wir den Künstler selbst darauf wieder, nicht als klassisches Selbstbildnis, sondern stets voller Symbolik. „Ich arbeite sehr gerne mit Symbolen“, erklärt Thomas Iser, der sich selbst als gläubigen, wenn auch nicht religiösen Menschen bezeichnet. Symbole spielen in seinem Oeuvre eine große Rolle. Beispielsweise auch, was seine Instagram-Serie „Angel Jumps“ angeht.

Per Selbstauslöser

Tag für Tag postet der 27-Jährige ein Foto. Auf diesem ist er, meist zusammen mit einem oder mehreren anderen Protagonisten, beim Luftsprung zu sehen. Die Bilder schießt er per Selbstauslöser mit seinem Smartphone. Anschließend werden den Abgelichteten Engelsflügel und Heiligenscheine verpasst. „Ich bin gewiss kein Engel“, scherzt Thomas Iser „auch dies ist eher symbolisch zu verstehen. Wenn wir keinen Boden unter uns haben, sind wir von allem Materiellen losgelöst“, erklärt er die Spring-Performance, die er bis zu seinem Lebensende weiterführen möchte. „365 Fotos pro Jahr, ein Leben lang.“

Bei anderen Performances färbt er seinen Oberkörper schwarz, zeichnet goldene Linien drauf, unregelmäßig, so dass sie wie eine Marmorierung wirken. „In China gibt es eine alte Methode, zerbrochene Vasen mithilfe von geschmolzenem Gold zu reparieren. Die so wiederhergestellten Objekte sind dann schöner als zuvor.“ Auch hier zählt für Iser die Symbolik: Schicksalsschläge machen ihm nichts aus. Er wird durch sie nur stärker.

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Thomas Iser mit Tageblatt-Journalist François Besch beim „Angeljump“:

…und wir freuen uns sehr, wenn wir unsere Leser so glücklich machen können 🙂