Spielerisch und zugleich federleicht

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Nicht zum ersten Mal gastiert Gauthier Dance im Grand Théâtre. Nach „Six Pack“ und „High Five“ zeigte das dynamische Tanzensemble um den Tänzer und Choreografen Eric Gauthier am Freitagabend vor ausverkauftem Haus sein neues Programm „Four Play“./ Marion Adlung

Wie ein mehrgängiges Menü, von der Vorspeise bis zum Schnaps, so möchte er die sieben unterschiedlichen Tanzstücke darbieten, sagt Eric Gauthier, als er zu Beginn vor den Vorhang tritt und sich artig vorstellt. Zwei eigene Arbeiten sind dabei, aber auch Stücke anderer renommierter zeitgenössischer Choreografen.
Den Anfang macht Philip Taylors „What it is“. Zu zwei Liedern der Soul-Sängerin Amy Winehouse umgarnen, verlieben und entlieben sich die Tänzer Armando Braswell, Marianne Illig und William Moragas gut gelaunt, von Stroboskopstrahlern disco-mäßig in Szene gesetzt.
Die Effekte scheinen die Flüchtigkeit der Beziehungen noch zu betonen. Jiri Kyliáns „Double You“, ein Solo zur Musik von Johann Sebastian Bach, tanzt Eric Gauthier selbst. Vor zwei schwingenden Pendeln sucht ein Tänzer nach Antworten auf seine Zweifel, lässt seine Bewegungen der Musik folgen, mal leicht, mal zaudernd, mal verzweifelt, bevor er den Vorhang über sich selbst schließt und dahinter verschwindet.
Weniger verzagt geht es in Gauthiers eigener Choreografie „Björk Duets“ zu. Drei Paare setzt er in Szene, die sich einfallsreich durch drei unterschiedliche Beziehungen tanzen. Das erste Pärchen platzt schier vor Glück. Strahlend rot gekleidet, mit großen Gesten und unbändiger Tanzlust lassen sie keinen Zweifel an ihrem Gefühlszustand. Innige Vertrautheit verbindet das zweite Paar.
In grünliches Licht getaucht wirkt die Bühne wie eine Unterwasserwelt, in der die beiden Liebenden mit langsamen, fließenden Bewegungen immer wieder zueinander finden und zu einer Einheit werden. Spielerisch und federleicht wirkt das, wie gerade ausgedacht und nicht mühsam erarbeitet. Das dritte Paar gibt sich ganz seiner Hass-Liebe hin. In wilden, abgerissenen Kostümen und harten Tanzbewegungen hat ihre Performance etwas Animalisches. Es wäre keine Gauthier-Choreografie, gäbe es nicht noch eine komische Note und so stehen am Ende des Stückes die drei Paare gemeinsam auf der Bühne und sorgen kurz vor der Pause noch für ein paar Lacher.

Werke namhafterChoreografen

Allerdings stört es ein wenig, dass nach jedem Stück das Licht im Zuschauerraum für einige Minuten eingeschaltet wird. Dadurch verliert der Programmablauf an Rhythmus und die Spannung muss sich immer wieder neu aufbauen. Dennoch können sich die Tänzer auch nach der Pause der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein. Hans van Manens „Solo“ stellt drei Tänzer ins Zentrum seiner Choreographie, die in unglaublichem Tempo in vielen kleinen Tanzschritten über die Bühne wirbeln.
Mit „Air Guitar“ feiert Eric Gauthier sein Lieblingsinstrument. Das hatte er schon virtuos und mit kindlicher Begeisterung in „Six Pack“ getan.
Gleich im folgenden Stück des Choreografen Itzik Galili „The sofa“ steht Gauthier dann mit Marianne Illig und William Moragas wieder auf der Bühne. Unglaublich komisch und mit viel Tempo inszeniert, wird das Sofa zum zentralen Punkt einer Beziehung, die Protagonisten und Publikum mit immer neuen Wendungen überrascht.
Den Abschluss des Abends bildete ein Stück der Choreografen Paul Ligthfoot und Sol León. „Susto“ (Schreck) spielt mit dem Thema Zeit. Aus einem großen Trichter rinnt Sand auf die Bühne, als Symbol für den nicht aufzuhaltenden Ablauf der Zeit.
Die Tänzer agieren unter dem stetig fließenden Sandstrom zur Musik von Ludwig von Beethovens 5. Symphonie. Innehalten soll der Zuschauer hier, die Hektik des Alltags für einen Moment vergessen. Ein wenig Poesie mit einem Hauch Ironie schwebte über die Bühne. Für sein neues Programm „Four Play“ hat der Choreograf Eric Gauthier eine interessante Mischung zeitgenössischer Choreografien ausgewählt. Das Publikum bedankte sich mit viel Applaus.

Eric Gauthier Choreografie
www.ericgauthier.com