/ Spanien entdeckt seine dunkle Vergangenheit
Ein blutiger Konflikt, der die Nation spaltete, in dem beide Kriegsparteien schwere Menschenrechtsverbrechen begingen, zigtausende Anhänger der anderen Seite einfach an die Wand stellten und abknallten.
Gut 70 Jahre später beginnt Spaniens Gesellschaft langsam, die lange Zeit unter den Teppich gekehrte Vergangenheit des Krieges und der nachfolgenden Franco-Diktatur (1939-1975) aufzuarbeiten: Massengräber werden geöffnet, Opfer politischer Verfolgung rehabilitiert, die Justiz ermittelt.
Kein Wunder, dass Bürgerkriegsromane wie „Auf der Plaça del Diamant“ von der katalanischen Autorin Mercè Rodoreda in Spanien derzeit Hochkonjunktur haben. Und sich übrigens auch in der deutschsprachigen Lesewelt beträchtlichen Erfolges erfreuen.
Alles musste inden Krieg
„Jung und Alt, alles musste in den Krieg. Der Krieg saugte alles in sich hinein und brachte allen den Tod. Viele Tränen, viel Kummer … Alle blieben dort wie Mäuse in einer Mausefalle. Es gibt keinen Ausweg“, berichtet Colometa, die Heldin des Romans.
Schriftstellerin Rodoreda, die vor hundert Jahren in der nordspanischen Stadt Barcelona, der Metropole Kataloniens, geboren wurde, erzählt eindringlich die Lebensgeschichte dieser jungen Mutter zweier Kinder, welche im Krieg ihren Mann verliert. Die dann, wie unzählige andere Frauen in dieser brutalen Zeit, um ihre Existenz kämpfen muss.
Dieser Roman, der in über 20 Sprachen übersetzt wurde, machte die Autorin (1908-1983) weltberühmt und ist heute ein Klassiker der katalanischen Literatur.
Das Manuskript „Auf der Plaça del Diamant“ beendete sie 1960 im Schweizer Exil in Genf. Mercè Rodoreda musste, wie viele republikanische Katalanen, vor den Franco-Schergen ins Ausland flüchten. Zunächst ging sie nach Paris, dann nach Genf, wo sie nach zwei Jahrzehnten Schweigen wieder zur Feder griff und ihren heute bekanntesten Roman verfasste.
Zur Person Mercè Rodoreda:
Mercè Rodoreda, die bedeutendste Schriftstellerin der modernen katalanischenLiteratur,
wurde 1908 inBarcelona geboren. Ihreersten Bücher erschienen bereits in den dreißiger
Jahren, darunter der mit dem Crexells-Preis ausgezeichnete Roman Aloma (1938, dt. Aloma 1991).
Dann begann ein fast 20-jähriges Schweigen: Mercè Rodoreda ging, wie viele republikanische
Katalanen, ins Exil nach Paris, bis sie vor den deutschen Truppen in den unbesetzten Teil
Frankreichs floh und schließlich nach Genf zog, wo sie als Übersetzerin für die Unesco
arbeitete und wieder zu schreiben begann. Hier entstanden die Romane, die sie berühmt
machten: La plaça del Diamant (1962, dt. Auf der Plaça del Diamant 1978) und Mirall trencat
(1974, dt. Der zerbrochene Spiegel, 2000). Die Erfahrung des Krieges und besonders
des Exils durchzieht thematisch das Werk Mercè Rodoredas. Gegenüber dem Realismus
ihrer früheren Bücher bewegen sich die Figuren ihrer letzten Romane und Erzählungen in
einer eher fantastischen Welt, und die Sprache gewinnt an metaphorischem Reichtum.
Mercè Rodoreda starb 1983 in Girona. (Quelle: Suhrkamp)
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