KlangweltenSound Snippets: Songwriterinnen-Special

Klangwelten / Sound Snippets: Songwriterinnen-Special
Snail Mail – Valentine (7/10)

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Die Presse überschüttete seinerzeit das Debütalbum von Snail Mail mit Lob. Lindsey Jordan, Sängerin, Gitarristin und Kopf des Projekts, war bei Erscheinen von „Lush“ erst 18 Jahre alt. Jetzt, drei Jahre später, liegt „Valentine“ vor.

Als die Corona-Pandemie das Leben auf den Kopf stellte, besuchte sie ihre Eltern in Baltimore und schrieb neue Songs. Zwischendrin absolvierte sie nach dem schmerzhaften Ende einer Beziehung eine Reha, worüber sie auch in „Ben Franklin“ singt: „Moved on, but nothing feels true / Sometimes I hate her just for not being you / Post-rehab, I’ve been feeling so small / I miss your attention, I wish I could call.“

Musikalisch experimentiert sie auf „Valentine“ verstärkt mit Samples und Synthesizer, wodurch der Indierock, der noch ihr Debüt beherrschte, einen poppigeren Zweitanstrich erhalten hat. Dass Synthesizer und Samples mit Gitarrenrock auf wunderbare Art vereinbar sind, demonstriert sie im eröffnenden Titelsong, der anfangs angenehm dahinplätschert, bis er nach 60 Sekunden explodiert. Ein großartiger Ohrwurm, von denen sie ruhig noch ein paar mehr hätte schreiben können.

Courtney Barnett – Things Take Time, Take Time (8/10)
Courtney Barnett – Things Take Time, Take Time (8/10)

Auch das Debütalbum der australischen Singer-Songwriterin Courtney Barnett wurde nahezu überall in den Himmel gelobt. Und das keineswegs zu Unrecht. Das war 2014; „The Double EP: A Sea Of Split Peas“ vereinte ihre EPs „I‘ve Got A Friend Called Emily Ferris“ (2012) und „How To Carve A Carrot Into A Rose“ (2013). Auch auf den nachfolgenden Werken „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ (2015), „Lotta Sea Lice“ (2017, Gemeinschaftsalbum mit Kurt Vile) und „Tell Me How You Really Feel“ (2018) enttäuschte sie nicht.

Sie hat auch nicht vor, das zu ändern, und eröffnet „Things Take Time, Take Time“ mit der schlendernden, sich im Gehörgang einnistenden Ballade „Rae Street“. Das Album, das um den Jahreswechsel 2020/2021 herum in Sydney und Melbourne mit Co-Produzentin, Schlagzeugerin und Warpaint-Mitglied Stella Mozgawa entstanden ist, hat danach gleich die erste Überraschung parat: das entspannte „Sunfair Sundown“ mit elektronisch anmutendem Schlagzeugklängen und Synthesizer. Barnett klingt relaxter, nicht mehr so wild und frech wie einst. Langweilig sind ihre Songs dadurch nicht geworden (siehe „If I Don’t Hear from You Tonight“), manchmal sogar schräg („Turning Green“). Die alte Barnett blitzt unterdessen in „Take It Day By Day“ und „Write a List of Things to Look Forward To“ auf.

Emma Ruth Rundle – Engine Hell (8/10)
Emma Ruth Rundle – Engine Hell (8/10)

Auf „Engine Of Hell“, dem neuen Album der 38-jährigen US-Künstlerin Emma Ruth Rundle, ist besinnliche Schwärze Trumpf, sofern man das so umschreiben kann. Der reduzierte Indiefolk – meist wird ihre Stimme von einem Klavier oder ein wenig Akustikgitarre und Streichern flankiert – ist der Soundtrack für einsame, traurige Stunden. Angesprochen fühlen sollten sich Fans mit einer Vorliebe für Tori Amos, Regina Spektor und PJ Harvey. In deren Schnittmenge findet man Rundle derzeit. Je reduzierter ihre Kompositionen sind, desto mehr kommt ihre säuselnde, kurzzeitig selbstbewusst-energische Stimme zur Geltung – beispielsweise in „The Company“.

Sie selbst sagt über das Album: „Hier sind einige sehr persönliche Songs; hier sind meine Erinnerungen; hier bin ich am Rande der Vernunft und tauche meinen Zeh in die Weiten des Weltraums, und ich nehme euch mit und es ist sehr fucked und unvollkommen.“ Allerdings auch wunderschön.

Karin Park – Church Of Imagination (8/10)
Karin Park – Church Of Imagination (8/10)

„Church Of Imagination“ von der schwedisch-norwegischen Künstlerin Karin Park erschien bereits im letzten Jahr über Djura Missionshus und wird am 10. Dezember von Pelagic Records auf Vinyl wiederveröffentlicht. Die Songs ähneln einer Mixtur aus 80er-Synthie-Wave, Fever Ray, Zola Jesus, Björk, Massive Attack und Spiritualized. Aufgenommen wurden sie in ihrem Heimatdorf in einer zum Studio umgebauten ehemaligen Kirche in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Kjetil Nernes (Årabrot) und Ko-Produzent Nick Sheldon alias Blackhill. Das Studio heißt wie das Label: Djura Missionshus – beides wird von ihr und ihrem Gatten betrieben. Pelagic Records gab Parks eigenwilligem Sound den passenden Begriff Apocalypse Pop.

Katie Melua – Acoustic Album No. 8 (7/10)
Katie Melua – Acoustic Album No. 8 (7/10)

Katie Melua ist in dieser Reihe an Songwriterinnen die wohl populärste und kommerziellste Vertreterin. Was nicht als Wertung ihrer Musik verstanden werden soll. Auf „Acoustic Album No. 8“ präsentiert sie die Songs ihres im Oktober 2020 veröffentlichten Albums „Album No. 8“ als meist minimalistische Akustikversionen. Dazu gesellt sich der Song „No Better Magic“.

Mal ist es tatsächlich nur die Akustikgitarre, die ihr Bruder Zurab begleitend spielt, mal ist obendrein Simon Goff an der Geige zu hören („Remind Me To Forget“). Letztlich benötigt die georgisch-britische Künstlerin, die im Gegensatz zum Beginn ihrer Karriere das Komponieren nur noch selten aus der Hand gibt, wirklich kaum Beiwerk, um die Hörer mit ihrer Stimme in ihren Bann zu ziehen. (Kai Florian Becker)