KlangweltenSound Snippets: Metal-Special

Klangwelten / Sound Snippets: Metal-Special
KK’s Priest – Sermons of The Sinner (8 von 10)

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Originell ist der Bandname KK’s Priest nicht. Aber so weiß wenigstens jeder Metal-Fan auf Anhieb, dass es sich um das neue Projekt des früheren Judas-Priest-Gitarristen K.K. Downing (die Initialen stehen für Kenneth Keith) handelt. Für dieses konnte er den Rob-Halford-Ersatzsänger Tim „Ripper“ Owens (1996-2003) gewinnen. Das sollte es den Priest-Fans leicht machen, mit den Songs auf „Sermons Of The Sinner“ warmzuwerden.

Eigentlich ist (oder war?) auch Les Binks Teil der Band, der die Judas-Priest-Alben „Stained Class“ (1978), „Killing Machine“ (1978) und „Unleashed In The East“ (1979) eintrommelte. Doch wegen einer Verletzung konnte er nicht an den Studioaufnahmen teilnehmen.

Zu Downings Trennung von Judas Priest und seinen Ausführungen über seine Zeit in der Band in seiner Autobiografie „Heavy Duty: Days And Nights In Judas Priest“ kann sich jeder selbst ein Bild machen. Gute, bodenständige Metal-Songs der alten Schule kann der mittlerweile 69-jährige Gitarrist noch schreiben. Wie bei seiner früheren Band röhrt in einem Song gar ein Motorrad auf („Brothers Of The Road“). Unterm Strich reicht das, um das Metalherz höherschlagen zu lassen.

Unto Others – Strength (8 von 10)
Unto Others – Strength (8 von 10)

Über kaum eine andere Metal-Band wird derzeit so viel geschrieben wie über Unto Others aus Portland, Oregon. Die hieß früher Idle Hands, veröffentlichte über ein deutsches Indielabel das Debüt „Mana“ und musste dann wegen Markenschutzrechten den Namen ändern. Nun nennen sich die vier Musiker Unto Others und stehen beim früher hoch angesehenen Metal-Label Roadrunner unter Vertrag.

Manch einer mag mit Skepsis auf den Hype um ihr Album „Strength“ reagieren, aber wer dem Album eine Chance gibt, kann sich vielleicht damit anfreunden. Unto Others schreiben sehr eingängige Songs, die sich aus Metal- und Gothic-Einflüssen zusammensetzen. In „No Children Laughing Now“ glaubt man, am Anfang Metallica wiederzuerkennen, der Anfang von „Heroin“ könnte auch in einen Type-O-Negative-Song münden. Darüber thront der prägnante Jaz Coleman/Robert Smith-Gesang von Frontmann Gabriel Franco, und dazu passt ihr Auftreten mit engen Hosen, dicken Lederjacken und Sonnenbrillen – alles in Schwarz natürlich.

Creeping Death – The Edge of Consistence (7 von 10)
Creeping Death – The Edge of Consistence (7 von 10)

Im Juli 1984 erschien das Metallica-Album „Ride The Lightning“ mit dem Song „Creeping Death“, im November des gleichen Jahres die gleichnamige Single. 2015 formierte sich in Denton, Texas, eine Band namens Creeping Death. Nach zwei EPs und ihrem Debütalbum folgt jetzt die EP „The Edge Of Consistence“.

Musikalisch verbindet die Texaner mit Metallica wenig. Sie machen groovig-harten Death-Thrash und erinnern grob an eine Kreuzung aus Obituary, Gatecreeper und Power Trip. Für „The Edge Of Consistence“ haben sie die drei Songs ihrer ersten EP „Sacrament Of Death“ neu eingespielt und um drei neue Songs ergänzt. Erstaunlich, dass der iranisch-amerikanische Sänger Reese Alavi bei diesem Geröchel nicht seine Stimme verliert.

Dødsdrift – Ødnis (7 von 10)
Dødsdrift – Ødnis (7 von 10)

Brutaler und gnadenloser geht natürlich immer. Das zeigen Dødsdrift auf ihrem zweiten Album „Ødnis“. Die norddeutschen Black Metaller, deren Identitäten unbekannt sind, knüppeln in Höchstgeschwindigkeit drauf los, streuen jedoch immer wieder melodisch-ruhige Passagen ein. Wer genau hinhört, kann vielleicht verstehen, was da ins Mikrofon gegurgelt wurde; Songtitel wie „Schattenschafott“, „Ruß“, „Der letzte Pfad“ oder „Adern des Abgrunds“ lassen erahnen, dass es wenig Erquickendes sein dürfte. Aber Musik und Texte sollen im Idealfall eine Symbiose bilden. Die ist hier vorhanden.

A Pale Horse Named Death – Infernum In Terra (4 von 10)
A Pale Horse Named Death – Infernum In Terra (4 von 10)

Aus dem Quark kommen wollen A Pale Horse Named Death auf „Infernum In Terra“  nicht. Klar, die Band des ehemaligen Type O Negative/Life Of Agony-Schlagzeugers Sal Abruscato mag es generell langsam. Aber der Gothic/Doom-Sound, den er während des Lockdowns schrieb, ist auf Albumlänge zu zäh geraten. Nach dem Intro „Infernum“ macht der Song „Believe In Something (You Are Lost)“ Hoffnung. Auch mit der Ballade „Shards Of Glass“ kann er ein Ausrufezeichen setzen. Im weiteren Verlauf geht ihm allerdings die Puste aus, sprich: die hörenswerten Ideen: Abgesehen von seinem Gesang könnte „Reflections Of The Dead“ beispielsweise auch eine Type-O-Negative-B-Seite sein. Da hatte man sich mehr erhofft.

Ministry – Moral Hygiene (6 von 10)
Ministry – Moral Hygiene (6 von 10)

Al Jourgensen verarbeitet auf dem Ministry-Album „Moral Hygiene“ moderne Themen wie Fake News („Disinformation“) und den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump („Believe Me“). Das passt zu seiner gewohnt dystopischen Musik, die seit den späten Achtzigern Industrial und Metal verbindet und mit dem Album „Psalm 69: The Way To Succeed And The Way To Suck Eggs“ für Furore sorgte. Seit damals hat sich die Musik des Ministry-Masterminds kaum verändert, was auf Dauer nicht optimal ist. Auf „Moral Hygiene“ gibt es zudem keinen Kracher à la „Just One Fix“, „Jesus Built My Hotrod“ oder „N.W.O.“, um die drei Ausnahmesongs auf „Psalm 69“ zum Vergleich heranzuziehen. Stattdessen covert er, unterstützt von Gitarrist Billy Morrison (u.a. Billy Idol), „Search And Destroy“ von The Stooges, was ihm ganz gut gelingt und nicht so fürchterlich klingt, wie es andere Kollegen finden. In dem Industrial/Thrash-Metal-Hybrid „Sabotage Is Sex“ gesellt sich dann sein Lard-Kollege Jello Biafra (Dead Kennedys) zu ihm. Viel Nostalgie also, wenig Neues – außer den Themen in den Texten. (Kai Florian Becker)