/ Sonderbares und Eigenartiges

(AFP)
Am besten umschreiben kann man seine Filme mit der englischen Redewendung: „Once you have seen one, you’ve seen them all.“ Meist würde man diesen Ausdruck in Zusammenhang mit wenig Erbaulichem, wenig Kreativem in Zusammenhang bringen. Bei Wes Anderson ist aber genau das Gegenteil der Fall. Gerade weil man weiß, was auf einen zukommt, ist die Vorfreude umso grösser. Auch bei „The Grand Budapest Hotel“ bleibt Anderson seinem Stil treu und erfüllt quasi mühelos die Erwartungen seiner Fans, die sich über komplexe Kamerafahrten, ungewöhnliche Reissschwenks sowie den Einsatz von Miniaturmodellen freuten. Nicht nur visuell, sondern auch inhaltlich weicht Anderson kaum von seinem bislang beschrittenen Weg ab.
Alle typischen Zutaten, die diesen Autor auszeichnen, finden sich auch hier wieder: sonderbare Menschen, die an einem nicht minder eigenartigen Ort zusammenfinden. Sie alle sind Teil einer großen dysfunktionalen Familie, wobei jeder Einzelne den Titel des seltsamsten Familienmitglieds für sich beanspruchen könnte.
Mittelpunkt der Story ist das in den Bergen gelegene Grand Budapest Hotel, das seine beste Zeit längst hinter sich hat. Der wichtigste Mann in diesem Hotel ist der legendäre Concierge Gustave H. Zwischen ihm und dem Hotelpagen Zero Moustafa entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die durch den Raub eines wertvollen Renaissance-Gemäldes, den Ausbruch des Krieges sowie den Kampf um ein Familienerbe nur noch enger wird.
Der Traum eines jeden Schauspielers
Es muss wohl der Traum eines jeden Schauspielers sein, einmal mit Anderson zusammenarbeiten zu dürfen.
Glücklich schätzen durften sich diesmal: Ralph Fiennes, Newcomer Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Jason Schwartzman, Tilda Swinton, Tom Wilkinson und Owen Wilson. Für manche sprang nur ein Minutenauftritt heraus, aber dabei sein ist in diesem Falle alles.
Anderson hat seiner Geschichte diesmal den Stefan-Zweig-Stempel aufgedrückt. Das Werk des österreichischen Schriftstellers jüdischer Abstammung, der 1942 im brasilianischen Exil den Freitod wählte, assoziiert man gemeinhin mit Tragik und Melancholie. Diese beiden Elemente finden sich denn auch in Andersons „Budapest Hotel“, allerdings in wesentlicher abgeschwächter Form. Das Drama wird mit Komödie kombiniert und die Melancholie mit Nostalgie gepaart. Heraus gekommen ist ein nachdenklicher, aber auch humorvoller Film, eine Hommage an eine längst vergangene Zeit, mit grandiosen Schauspielern.
Es hätte keinen besseren Start für die Edition 2014 geben können.
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