70 Minuten, während deren es kaum eine Verschnaufpause gibt, weder für die Schauspieler noch für das Publikum, das bei der Premiere am vergangenen Donnerstag Tränen lachte.
Théâtre national du Luxembourg
Bertolt Brecht: „Die Kleinbürgerhochzeit“Eine Koproduktion des TNL und des Saarländischen Staatstheaters
Regie:
Dagmar Schlingmann
Bühne: Sabine Mader
Kostüme: Inge Medert
Musik: Alexandra Holtsch
Dramaturgie: Andreas Wagner, Holger Schröder
Mit: Andreas Anke, Benjamin Bieber, Nora Koenig, Roman Konieczny, Dorothea Lata, Marco Lorenzini, Christiane Motter, Nina Schopka, Johannes QuesterWeitere Vorstellungen:
5., 6., 19. und 20. Juni
um 20 UhrKontakt:
194, route de Longwy
L-1940 Luxemburg
Tel.: (+352) 26 44 12 70Tickets:
www.luxembourgticket.lu
Die Uraufführung von Bertolt Brechts „Die Kleinbürgerhochzeit“ liegt fast schon ein Jahrhundert zurück. Sie fand 1919 statt, dennoch hat die Geschichte bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. In dem Stück geht es um das Hochzeitsmahl eines jungen Paares in dessen Wohnung, in welcher der Bräutigam alle Möbel selbst gezimmert hat. Doch von Anfang an kommt keine rechte Stimmung auf. Der Vater der Braut erzählt dauernd Anekdoten, über die nur er selbst lachen kann, ihre Freundin verrät, dass die Braut schwanger ist, der Freund des Bräutigams tanzt auf recht unzüchtige Weise mit der Braut … Dazu kommt, dass nach und nach alle selbst gezimmerten Möbel zusammenkrachen.
Leckerbissen
Dennoch ist Brechts Stück kein billiger Schwank, auch wenn die Inszenierung von Schlingmann streckenweise an allerbeste Klimbim-Zeiten erinnert. Wenn „Die Kleinbürgerhochzeit“ auch vor allem vom Wortwitz des Autoren, von seinen Anspielungen auf die Spießbürgerlichkeit seiner Protagonisten, der schonungslosen Aufdeckung ihrer Heuchelei lebt, so kommen im Fall der Koproduktion des TNL mit dem Saarländischen Staatstheater noch einige weitere Zutaten hinzu, die das Stück zu einem absoluten theatralischen Leckerbissen machen. Neben der hervorragenden Regiearbeit von Dagmar Schlingmann ist dies beispielsweise das zweidimensionale Bühnenbild von Sabine Mader, das den Schauspielern fast schon akrobatische Fähigkeiten abverlangt.
Und dann sind es schließlich die Darsteller selbst, die dafür sorgen, dass die Besucher nach etwas mehr als einer Stunde mit einem bleibenden Lächeln auf den Lippen den Saal des TNL verlassen. Wir wollen an dieser Stelle keinen der neun Schauspieler, die bei „Die Kleinbürgerhochzeit“ auf der Bühne stehen, besonders hervorheben: Sie alle überzeugten in ihren jeweiligen Rollen!
Uns hat die Vorstellung so gut gefallen, dass wir uns am liebsten – nach einer kurzen Erfrischungspause – wieder in den Saal gesetzt hätten, um das Ganze noch mal von vorne in uns hineinsaugen zu können.
Und noch mal. Und noch mal. Und noch mal!
De Maart

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