Salsa für die Integration

Salsa für die Integration
Ramiro Gonzalez (mit weißem Hemd am Bass) weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es eingewanderte Musiker haben, hierzulande wieder ihrer Tätigkeit nachgehen zu können

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Als Immigrant in Luxemburg Fuß zu fassen, ist nicht einfach. Umso schwieriger ist dies für Musiker, die hier ihrem Beruf nachgehen wollen. Der Kubaner Ramiro Gonzalez hat das am eigenen Leib erfahren und will solchen ausländischen Musikern mit seiner Vereinigung „Sabrosón*“ helfen.

Als Immigrant in Luxemburg Fuß zu fassen, ist nicht einfach. Umso schwieriger ist dies für Musiker, die hier ihrem Beruf nachgehen wollen. Der Kubaner Ramiro Gonzalez hat das am eigenen Leib erfahren und will solchen ausländischen Musikern mit seiner Vereinigung „Sabrosón*“ helfen.

Seine Geschichte steht exemplarisch für viele Musiker, die sich in einem fremden Land wiederfinden. Sie wollen sich nicht nur ein Leben aufbauen, sondern auch ihrer Berufung – der Musik – nachgehen. Ohne Kontakte ist das überall auf der Welt schwierig.

Der Kubaner Ramiro Pupo Gonzalez hat das am eigenen Leib erfahren und möchte seine Erfahrung anderen zugutekommen lassen. Deshalb gründete er die Asbl „Sabrosón“, die er als Anlaufstelle für eingewanderte Musiker versteht.

Gonzalez stammt aus einer Musikerfamilie aus der ostkubanischen Stadt Holguín. Sein erster Lehrmeister war sein Großvater, der ihm schon sehr früh den korrekten Gebrauch der Clave, eines Rhythmusinstruments bestehend aus zwei runden Holzstäben, beibrachte. Heute spielt er Gitarre, Bassgitarre und Violine.

In Kuba arbeitete er nach der Universität als Geschichtslehrer in einer Sekundarschule, nebenbei spielte er seit seinem 17. Lebensjahr in einer Band. Mit dieser trat er Ende der 90er-Jahre für kurze Zeit in einem Touristenhotel auf. Das Trinkgeld, das er dort in der kurzen Zeit verdiente, entsprach einem dreimonatigen Lehrergehalt. Die Rechnung war schnell getan und so entschied er sich für eine Musiker-Karriere.

Arbeitslos sei er nicht lange gewesen. Nur wenige Tage, nachdem er in seiner Schule gekündigt hatte, erhielt die Band ein festes Engagement in dem Hotel, in dem sie vorher nur als Ersatz gespielt hatte. Dort sollte er über zehn Jahre spielen.

2001 arbeitete er kurz in Argentinien; ein Angebot, länger dort zu bleiben, lehnte er ab, da die politische und wirtschaftliche Situation in dem Land zu dem Zeitpunkt sehr unstabil war. 2009 besuchte er zum ersten Mal das Großherzogtum, 2010 heiratete er eine Luxemburgerin und ließ sich definitiv hier nieder. 2012 fing er an, in einer Gärtnerei zu arbeiten, wo er auch heute noch tätig ist.

Gründung von „Sabrosón“

„Sabrosón“

Die Asbl „Sabrosón“ verfolgt folgende Ziele: Sie soll eine ArtKontaktbörse für eingewanderte Musiker sein, die eine Band oder einzelne Musiker zum Mitspielen suchen; Organisation von Veranstaltungen; Musikkurse.
Kontakt: ramiropupogonzalez@gmail.com

Die ersten drei Monate in Luxemburg habe er vor allem damit verbracht, Französisch zu lernen. Was ihm während der Zeit aber vor allem gefehlt habe, war die Musik. „Ich wollte Musik machen, zusammen mit anderen Musikern, aber ich kannte niemanden.“ Zusammen mit einer peruanischen Sängerin wurde er gebeten, bei einem Treffen der peruanischen Gemeinschaft aufzutreten. Dort lernte er eine Angestellte einer luxemburgischen Hilfsorganisation kennen, die ihn dazu ermutigte, sein eigenes Hilfsprojekt für Musiker auf die Beine zu stellen.

Nach und nach verwirklichte er auch seinen Traum, nämlich wieder eine eigene Gruppe zu haben, mit der er auftreten kann. Beim ersten Konzert der Band habe der Veranstalter wegen eines Missverständnis die Gruppe als „Salsa Cubana“ angekündigt. „Nun heißt sie eben so, aber das wird sich noch ändern.“

Sein großes Projekt ist allerdings die Hilfsorganisation „Sabrosón“. Die Asbl existiere zwar schon seit Dezember 2016 auf dem Papier, doch aktiv sei sie erst seit kurzem. Erstes Ziel der Vereinigung ist es, Musikern zu helfen, Kontakte zu knüpfen.

„Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie langwierig es sei kann, bis man die richtigen Leute kennt. Unsere Vereinigung soll Abhilfe schaffen.“ Es gebe zwar viele gute Musiker hierzulande und in der Großregion, doch grundsätzlich unterschieden sich lateinamerikanische und europäische Musiker in einem Punkt: Beide hätten ein anderes Rhythmusgefühl, wodurch sich ein Zusammenspiel – vor allem in den südamerikanischen Musikstilen – oft schwierig gestalte und erst nach langer Vorbereitung möglich sei. Europäer gingen beim Spielen rigoroser, akademischer vor. „Wir Kubaner fühlen den Rhythmus“, meint er lakonisch. Er habe zwar Musiker hier kennengelernt, mit denen er sich menschlich gut verstand, aber für eine Zusammenarbeit waren die musikalischen Differenzen oft zu groß.

All das bedeute aber nicht, dass sich „Sabrosón“ nur lateinamerikanischen Musikern widme. Im Gegenteil, „Sabrosón“ stehe jedem offen, wie es übrigens auch ein anderes Projekt sein werde. Im Rahmen der Vereinigung denkt Gonzalez an eine Musikschule. „Musik soll Menschen verbinden, deshalb steht unsere Organisation auch jedem offen. Wie sagte der US-amerikanische Salsamusiker Willie Colón, : „Die Musik schafft das, wobei Politiker oft versagen, nämlich Menschen zu verbinden.“

* Das spanische Wort „Sabrosón“ ist abgeleitet von sabroso – „lecker“. „Sabrosón“ bezeichnet etwas, das man als übermäßig gut empfindet.