/ Reproduzierbarer Wandel
Beim Betreten der Galerie fällt der Blick sofort auf die zwei Arbeiten der britischen Künstlerin Katherina Jebb.
Mutations Images II Centre d’art Nei Liicht Bis zum 3. Mai rue Dominique Lang L-3505 Dudelange Di.-So.: 15-19 Uhr Tel.: (+352) 51 61 21-292 www.galeries-dudelange.lu |
Augenblicklich assoziiert der Betrachter ihre hochformatige Fotografie „Incubation of the real doll“ mit einer aufblasbaren Puppe, wie sie traditionell bei jedem stümperhaften Junggesellenabschied dabei sein sollte. Allerdings besitzt die hyperrealistische Puppe von Jebbs keinen Kopf: Sie ist nichts als ein Körper, ohne irgendwelche ikonographischen Attribute, der dennoch in der Lage ist, unsere Fantasie anzuregen. Jebbs zweites Bild, „The real doll“, vertieft diese Darstellung: Es eröffnet sich eine moralische Dimension, die den Betrachter mit dem menschlichen Trieb und dessen Vermarktung konfrontiert.
Demontage der Rationalität
Einen anderen Weg zur menschlichen Lebenshaltung ebnet die Französin Isabelle Grosse. In „Public“ erlebt der Betrachter die grelle Welt der Konsumfeste. Die im übertragenen Sinne kontrastlose Unterhaltungswelt verliert in den Fotografien von Isabelle Grosse auch den Kontrast im eigentlichen Sinne. In den unscharfen Bildern ist nur ein Element deutlich zu erkennen: ein aufschreiender Mund.
Rein technisch betrachtet, reichen Vera Weisgerbers Arbeiten wohl am nächsten an die „klassische Fotografie“ heran. Die Motive allerdings nehmen den Betrachter mit in die Welt der unbewussten Erfahrungen, indem er jede anstrengende Rationalität hinter sich lassen kann. Geschundene Hände beim Putzen oder Kartoffelschälen: Erinnerungen werden hervorgerufen, die einen mit leichter Melancholie an die eigenen Großeltern denken lassen. Der Kahlkopf eines älteren Herrn, die halb bedeckte Brust einer jungen Frau; kein Gesicht, kein Porträt, das den Besucher mit äußerlichen ästhetischen Eigenschaften in Verbindung bringen könnte.
Spuren in anderer Form hinterlassen die „Thermogramme“ der französischen Künstlerin Evelyne Coutas. Diese Technik hätte sicherlich auch Max Ernst, einer der erfindungsreichsten technischen Künstler des 20. Jahrhunderts, inspiriert. Zu sehen ist die Wärme im Körper eines Menschen in Ganzkörperaufnahmen oder in kleineren Formaten beim Küssen. Es sind Aktaufnahmen einmal in anderer Form. Sie zeigen das sensuelle Innere, das Immaterielle und doch „Existente“.
Den Titel „Coït“ tragen die querformatigen Aufnahmen von Frédéric Delangle. Vor einem schwarzen Hintergrund vermischen sich die Bilder eines Liebespaares beim Akt. Eine Fotografie beinhaltet viele Sequenzen, ähnlich als wenn man die Serienaufnahmen eines Eadweard Muybridge aufeinanderlegen würde. Die Werke Delangles überzeugen schon allein wegen ihrer ästhetischen Qualität. Bei der Motivwahl greift der französische Künstler auf eines der ältesten seit Menschengedenken zurück. Wie auch Francis Bacon inspirieren sich viele Künstler immer wieder am Liebesakt.
Ein nackter Rücken, ohne Kopf und ohne Glieder, bewegt sich in der Videoprojektion des französischen Künstlers Laurent Goldring. Die Aufnahme in einem bläulichen, wässrigen Licht verfremdet den menschlichen Körper. Die Symbolform eines in Blau gebadeten Körpers ruft Analogien zum Installationskünstler Bill Viola hervor. Am Ende der Ausstellung angelangt, beweist sie vor allem eins: Walter Benjamin hatte Unrecht, dem Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit eine verkümmerte Aura zuzusprechen.
- Blau durch den Sonntag - 18. September 2017.
- 38-jähriger Vermisster aus Schieren ist tot - 4. August 2017.
- Polizei fasst Einbrecher und Komplizin - 3. August 2017.